Gestern hörte ich eine Predigt, die mir viel Bestätigung gab. In letzter Zeit habe ich oft gedacht, dass ich irgendwie die einzige bin, die bezüglich der Unterscheidung zwischen Christen und Nichtchristen was falsch verstanden hat. Aber gestern hat Micky Conod mir ein Fensterchen geöffnet und ihr sollt auch durchschauen dürfen:
Im Alten Testament hat Gott sein Volk ferngehalten von allen anderen Völkern, damit es nicht entheiligt würde. Nur leider hat das Volk Israel trotzdem nicht nach Gottes Willen gelebt, auch wenn es eigentlich durch die Absonderung kaum von andern Völkern und deren ethischen Werten, Prinzipien und Religionen beeinflusst wurde. Deshalb musste sich Gott einen neuen Plan ausdenken, um sein Volk wieder auf die "göttliche" Bahn zu lenken. So schickte Gott im neuen Testament seinen Sohn Jesus auf die Erde. Nur kümmerte sich Jesus nicht nur um Gottes Volk, sondern gleich um ALLE Menschen. Er liess sich von Prostituierten salben, dinierte mit Zöllnern (etwa mit heutigen Investmentbankern vergleichbar) und sprach mit einer mehrmalig verheirateten Frau (ein damaliger Skandal!). Gesellschaftliche Konventionen waren ihm egal, er setzte sich mitten in den Abschaum der Gesellschaft. Er wollte im Dreck das Gold finden. Und er fand es: in jedem dieser Menschen, die er selbst geschaffen hatte.
Trotz der skandalösen Liebe Jesu wurde jahrelang in der Kirche weiterhin das Alte Testament gepredigt: dass wir uns absondern sollten, anders sein, nicht mitmachen. Sonst würden wir kontaminiert und fielen vom Glauben ab. Wir geben uns nicht mit Menschen ab, weil wir Angst haben. Angst, dass unser Glaube zu dem Gott beschmutzt würde, dessen Liebe über seinen Tod hinausging. Dabei hat Jesus was anderes getan. Was ganz anderes.
Einschränkend möchte ich ergänzen, dass es sicher auf die Persönlichkeit und die Verwurzelung seines Glaubens ankommt, wie sehr man sich "in den Dreck" setzen kann, ohne dass man tatsächlich kontaminiert wird. Gewisse Menschen können sich besser abgrenzen und nach einem Bier aufhören zu trinken, wenn andere weitermachen. Andere nicht. Und ich bin mir auch immer noch nicht im Klaren, wie dreckig respektive wie sauber ich als "Christ" bin.
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esther (Dienstag, 22 März 2016 08:32)
treffend zusammengefasst..