Welches Gottesbild wählst du?

Zweimal die gleiche Geschichte. Komplett anders.

 

"Woher kommst du?" Der Vater blickte von seiner Zeitung auf und schaute mich vorwurfsvoll an. Das Abendessen war in vollem Gange, die weiteren Familienmitglieder löffelten fleissig ihre Suppe weiter und starrten in die Brühe, als wäre darin die komplette Tierwelt des Meeres zu beobachten. "Es hat nichts mehr übrig, du bist zu spät", die Worte zerschnitten die Luft wie Säbelhiebe. Zu spät. Ich setzte mich auf den nackten Fussboden neben den Tisch und versuchte wenigstens noch Brotkrümel zu kriegen. "Konntest du wenigstens meinen Auftrag erledigen?", erwartungsvoll schauten alle in meine Richtung. Ich konnte den Blicken nicht standhalten. "Für was kann man dich eigentlich gebrauchen?", verärgert und desinteressiert vertiefte sich der Vater wieder in seine Lektüre. Nachdem alle Familienmitglieder ihre Mahlzeit schweigend beendet hatten, faltete der Vater die Zeitung sorgsam zusammen und legte sie demonstrativ auf den Tisch, um seine Rede einzuleiten: "Zur Repetition der Hausregeln: Es geht niemand irgendwohin, ohne mich vorhin darüber zu informieren, ich möchte immer die Kontrolle haben. Und die Aufträge sollen bis ins letzte Detail nach meinen Angaben ausgeführt werden. Das notwendige Material dazu besitzt ihr, mehr Unterstützung werde ich euch nicht geben."

 

"Woher kommst du?" Der Vater stand an der Türe und schaute mich sorgenvoll an. Das Abendessen war bereit, aber die anderen Familienmitglieder warteten geduldig. "Wir haben uns Sorgen um dich gemacht! Umso schöner, bist du jetzt da! Komm, setz dich und iss mit uns!" Dankbar setzte ich mich an den Tisch und schnell entstanden Gespräche über die heutigen Ereignisse. "Kind, hast du geschafft, was ich dir aufgetragen habe?", erwartungsvoll schaute mich der Vater an. Als ich traurig meinen Blick senkte, legte er tröstend seine Hand auf meine Schulter: "Morgen schaffen wir es gemeinsam, ich komme mit dir!" Nachdem alle Familienmitglieder ihre Mahlzeit unter fröhlichem Geplauder beendet hatten, räusperte sich der Vater amüsiert, um seine Rede einzuleiten: "Zur Ermutigung am heutigen Tag: Bevor ihr aus dem Haus geht, sagt mir, wohin ihr geht, so dass ich einen meiner Begleiter mit euch senden kann. Und die Aufträge sind nur grob formuliert, lasst bei der Ausführung eurer Fantasie freien Lauf! Falls ihr noch weiteres Material oder Unterstützung braucht, zögert nicht euren Begleiter zu mir zurückzuschicken, dann kann ich euch alles zukommen lassen, was ihr braucht!"

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Kommentare: 1
  • #1

    esther meier (Dienstag, 22 März 2016 08:27)

    Wohl keine Frage welchen Vater wir lieber hätten...
    sehr anschaulich beschrieben