Für jedes Ereignis gibt es eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Eine Braut wünscht sich für ihren grossen Tag strahlendes Wetter. Die Wetterprognose ist auf Sonnenschein, die Sonne wird also zu 95% scheinen. Es braucht nicht ganz so viel Glauben, um auf Sonnenschein zu hoffen. Wenn hingegen der Wetterbericht einen richtigen Wetterzusammenbruch ankündigt (sagen wir schlechtes Wetter zu 95%), gleicht es schon viel eher Naivität, dann trotzdem auf einen Sonnentag zu hoffen. Aber was ist nun, wenn die Braut trotzdem für Sonnenschein betet? Steigt dann die Wahrscheinlichkeit für trotzdem gutes Wetter von 5 auf 7% an? Und wenn die Brautjungfern noch mitbeten auf 10%? Und wenn nun gleichzeitig ein Bauer für Regen betet sinkt die Wahrscheinlichkeit auf Sonne wieder? Wie geht Gott mit gegensätzlichen Gebeten um? Und sind Gebete wirklich bloss "Wahrscheinlichkeits-Wandler"?
Und dann ergibt sich für mich noch eine Frage: Ab welcher Wahrscheinlichkeit spricht man von einem Wunder? Für gewisse ist es ein Wunder, wenn im Parkhaus 5 von 100 Parkplätzen frei sind und ein freier gleich 5m nach der Einfahrt rechts ist. Für andere ist es ein Wunder, wenn ihre Kopfschmerzen plötzlich wieder weggehen, obwohl dies bei 99,9% der Kopfschmerzen der Fall ist. Und wieder andere sprechen erst von einem Wunder, wenn Naturgesetze ausser Kraft treten. Ab welcher Wahrscheinlichkeit von einem Wunder gesprochen wird, ist also sehr individuell. Entsprechend vorsichtig bin ich auch bei Wundererzählungen. Aber habe ich das Recht darüber zu urteilen, was als Wunder zählen darf und was nicht? Wohl kaum.
Pete Greig schreibt in seinem Buch "God on mute" folgenden Satz:
Since all good things come from God, it hardly matters whether he gives them to us through supernatural intervention or simply through the natural order of cause and effect.
Und dieser Satz ist für mich der Schlüssel. Gott hat auch die Natur mit ihren Gesetzen erschaffen. Es ist also nicht die Frage, ob er es getan hat. Er tat, tut und wird tun. Weil er der Beginner allen Tuns war. Vielmehr ist die Frage, wie er es tut, wie fest er eingreift. Und ob wir ihm diese Souveränität eingestehen. Also eigentlich bleibt uns keine Wahl...
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