Trust me, I'm a doctor #1

Der Weisskitteleffekt ist oft sehr hilfreich, aber durchaus auch beängstigend. Das klassische Bild eines Arztes ist zwar nach wie vor grauhaarig, gross und männlich. So wurde bei mir auch schon nach der Ärztin verlangt und als ich mich dann als diese vorstellte, entschuldigte sie sich tausendmal auf italienisch und nannte mich fortan "Dottoressa". Aber grundsätzlich wird mir einfach einmal eine riesengrosse Portion Vertrauen und Erwartung entgegengestreckt, sobald mich die Patienten als "Arzt oder ähnliches" identifiziert haben. So ging ich heute schon mal vor, um bei einer Patientin einen Ultraschall des Bauches zu machen, um der Frage nach freier Flüssigkeit oder Organverletzungen nach Verkehrsunfall nachzugehen. Anmerkung: Das war mein dritter Ultraschall. Und als ich da so alleine an der Patientin rumschallte und halt ziemlich lange nach der Niere suchte, fragte sie mich irgendwann besorgt, ob denn irgendwas nicht gut sei. Ich entgegnete, dass es halt auch bei mir gute und schlechte Tage gäbe, an denen ich die Dinge schneller oder langsamer finde. Sie meinte dann überzeugt, ich solle mein Licht nicht unter den Scheffel stellen, ich könne das doch sicher prima. Vielleicht hat sie gemerkt, dass ich nicht ganz soo routiniert bin, als meine mich betreuende Assistenzärztin dazukam und mir dann half die zweite Niere zu finden... Wobei anzufügen ist, dass auch sie ziemlich Mühe hatte, adipöse Patienten tarnen ihre Organe gerne unter einer, nennen wir es mal Lipidschicht...

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Kommentare: 1
  • #1

    Andi (Samstag, 14 Mai 2016 10:56)

    Lol @ lipidschicht.
    Du wirst in die Rolle hineinwachsen, in der auch du selbst überzeugt bist, dass es recht ist dir zu vertrauen.