Wir wollten mal wieder unsere Männer überraschen, meine Freundin und ich. So holten wir sie ab und gingen zuerst in einer Pizzeria Znacht essen. Danach entführten wir sie in den Zirkus Knie. Sie machten grosse Augen, jeder begann auszurechnen, wann er das letzte Mal im Zirkus war. In dieser zauberhaften Welt, wo die Kleinwüchsigen Programmheft verkaufen und die Schwarzen und Osteuropäer im Dunkeln die Manége putzen. Wo der Clown eine rote Nase trägt und Leute aus dem Publikum veräppelt. Wo Chinesen vom einen Trapez 15m zum andern schaukelnden Trapez durch die Luft fliegen, um in des andern Händen sich zu fangen. Wo das Orchester unterschiedliche Musik je nach Gelingen des Artists spielt. Wo Pferde trotz Belohnung manchmal eine andere Richtung einschlagen. Wo die Techniker zu Beginn die Leiter zum Hochsitz hochklettern. Wo eine Frau unter dem Zeltdach in luftiger Höhe Kunststücke vollbringt. Ungesichert. Wo Männer Saltos auf galoppierenden Pferden schlagen. Oder mit Keulen jonglieren. Wo der Zirkusdirektor ein schwarzes Frack trägt. Wo alles glitzert und funkelt. Wo man sich kaum hinzuschauen getraut, weil die Chinesin eine ganze Nummer lang ein Gläserturm auf einem Tablett auf einem Säbel balanciert, den sie im Mund hält, während dem sie in ihren Spitzenschuhen auf den Schultern des Partners tanzt. Wo alles lächelt und winkt. Und für die Leistung Applaus erntet. So sollte es doch auch im wahren Leben sein.
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