Nach einem halben Arbeitstag lassen wir uns nach Kapullioc fahren. Wir sind das bewährte Team: Harry (dt. Pflegedienstleiter), Reinhard (dt. Chirurg), Sandy (peru. Gynäkologin) und ich. Am Treffpunkt erwartet uns Michel, unser Arriero. Er führt unsere zwei Mulas (Maulesel), die nun von ihm beobachtet werden, so dass wir in unserem Rucksack quasi nur noch die Wasserflasche tragen. Was für ein Luxus.
Der erste Campingplatz ist nicht ganz so luxuriös, hat aber sogar überdachte Essplätze zum Kochen und Lavabos, um sich zu waschen. Mit Stirnlampe kochen wir uns Spaghetti und staunen über die Sternepracht. Der Camping ist ziemlich voll. Um 4:00 Uhr ist Tagwach, 4:30 Uhr Abmarsch. Im Dunkeln steigen wir zum Fluss ab und überqueren ihn. Nun beginnt der Aufstieg, der Himmel ist noch wolkenbehangen, was es sehr angenehm macht. Der Arriero überholt uns, die Mulas antreibend. In Santa Rosa Baja frühstücken wir inkl. Cafecito ein weiterer Campingplatz und im Laden gibt es sogar Gatorade zu kaufen! Weiter geht der Aufstieg, bis plötzlich wieder ein Dorf auftaucht: Marompata. Hier ist auch die Eingangskontrolle für den historischen Park Choquekiraw. Wir bezahlen die Eintrittsgebühr, als Infoflyer zeigt der Kontrolleur eine selbstgezeichnete Karte. Mehr gibts nicht. Weiter geht durch Weg, auf und ab, ein Tal muss noch ausgelaufen werden. Doch den Blick auf die Ruinen haben wir schon. Und dann kommen wir an bei diesen antiken Steinen und keiner weiss, wofür sie dienen, wir sind alle mehr wegen dem Wandern und der Landschaft hier... Nur ein Problem tut sich auf: Wir wollten Mittagessen. Doch von unserem Arriero mit seinen Mulas, wo unser Essen drauf ist, fehlt jede Spur. Und die Kontrolle hat er scheinbar auch noch nicht passiert. Wir ernähren uns mal von Früchten, Schoggi und Bonbons und steigen zu einer beindruckenden Treppe mit eingebauten Lamas ab und wieder auf. Noch immer keine Spur. Als Harry und ich uns schon entscheiden, ihn suchen zu gehen, kommt der Funkspruch, er sei auf dem Camping vor Choque geblieben, weil er dachte, wir wollen da übernachten. Dabei wollten wir noch drei Stunden weiter zum Rio Blanco absteigen... So eilen wir zurück zum Camping und als wir dort ankommen, stehen unsere Zelte schon. Und Michel erklärt uns, dass wir nicht weiterkönnen, weil die Pferde auf der Weide in Marompata sind, 90min zurück. Aber er versichert und, dass wir mit unserem Lauftempo unser Ziel trotzdem rechtzeitig erreichen. Gut. Ich gehe wieder 20min zurück, um noch Sandy zu holen, die eigentlich an der Abzweigung auf uns gewartet hat. So haben wir die Ruinen jetzt halt nur im Schnelldurchlauf gesehen, nichts Zmittag gegessen, dafür nun einen freien Nachmittag. Ich wage mich unter die eiskalte Dusche und kämpfe gegen die sich bei jedem Windstoss öffnende Tür. Dann kochen wir einmal mehr Spaghetti und Tee, weil ein kühler Wind geht. Bin froh um meine Daunenjacke. Der Camping ist auch hier ziemlich voll.
Der neue Tag wird anstrengend, zwar erst 5:00 Uhr Tagwach und 5:30 Uhr Abmarsch, aber zuerst wartet ein 1400m hoher Abstieg auf uns. Bei weiteren Steintreppen machen wir Zmorgerast und bieten auch Michel an, es scheint, als hätte er bisher nichts gegessen... Der Abstieg geht weiter an den Rio Blanco, der eigentlich wunderschön ist, die Landschaft erinnert an Herr der Ringe. Doch die Mücken wollen mich auffressen, immerhin hält das Repelent sie davon ab, aber umschwirren tun sie mich trotzdem. So mache ich mich hinter Harry sofort wieder an den Aufstieg. Die 1400m müssen nun nämlich wieder erklommen werden, bis aus etwa 3200müM. Dort befindet sich eine Art Alphütte (namens Maizal) mit Campingmöglichkeiten davor. Das Bad besteht aus einem Loch im Boden mit Säcken umhüllt und es gibt einen Brunnen für Wasser. Wir sind die einzigen. Weil erst Mittag ist, essen wir unser kaltes Buffet: Brot, Philadephia, Gurke, gekochte Eier, Thun. Danach koche ich noch Porridge zum Dessert. Wir vertun uns die Zeit mit Zelt aufbauen, schlafen, Tagebuch schreiben, fotografieren, Wasser filtern und schon wieder Spaghetti kochen. Es wird noch kälter, als die Dunkelheit kommt. Ich ziehe meine ganze Thermowäsche an. Die Spaghetti reichern wir noch mit Thun und Karotten an. Que rico! Die Sternepracht und die Ruhe ist einfach unbeschreiblich. Michel legt sich vor die Alphütte in seinem Pulli und schläft eingemummelt in zwei Decken, damit er mitkriegt, falls die Pferde abhauen würden. Wir kriechen ins windgeschützte Zelt.
Abermal 4:00 Uhr Tagwache, so dass wir den Aufstieg zum Pass beginnen können, der auf 4120müM liegt. Es liegt sogar Raureif. Als Harry und ich oben ankommen, blinzelt gerade die Sonne zum erten Mal über die Berge, es ist 8:00 Uhr. Ein Haus steht auf dem Pass, doch niemand ist da. Wir geniessen die atemberaubende Aussicht auf die Schneeberge und warten auf die anderen. Plötzlich kommen etwa 20 Pferde mit ihren Arrieros, die ihre Gäste bereits in Yanama abgeliefert haben. Und nun stellt sich auch heraus, dass das Haus ein kleiner Laden ist, der nun in Betrieb genommen wird, so gab es sogar Cafecito zum Frühstück und Geplärr aus dem kleinen Radio. Der Abstieg nach Yanama mit Blick ins Tal und auf die Berge war dann nochmals ein Genuss und viel zu schnell vorbei. Unser Arriero war bereits um 8:00 Uhr in Yanama eingetroffen. Leider bewahrheitete sich unsere Befürchtung, es gab keine Autos in Yanama, obwohl Michel uns das versprochen hatte. Der einzige Lastwagen des Tages war um 8:00 Uhr losgefahren. Aber wir mussten unbedingt noch nach Sants Teresa kommen und mit allem Gepäck würden wir es zu Fuss nicht schaffen, wenn es mit dem Auto schon 4h waren...
Wir fragten rum und eine meinte, dass am Abend um 18:00 Uhr jema d abgeholt würde, wir sollen es uns doch soweit auf dem Camping gemütlich machen. Gut. Wir bereiteten unsere Essensresten aus und assen. Es war erst 12 Uhr. So legten wir unsere nassen Zelte aus und putzten sie, lüfteten die Schlafsäcke, assen, schliefen, reduzierten die zwei Rucksäcke wieder auf einen, assen, checkten den kleinen einzigen Laden aus, assen, schliefen und hofften, das mit dem Auto stimmte. Denn sonst würde eine etwa 10h dauernde Reise am nächsten Tag auf uns warten, die wir lieber in zwei geteilt hätten... Doch leider stellte sich dieses Taxi als falsch heraus. Das Auto kam sehr wohl, aber der Fahrer wollte nicht mehr zurückfahren... So mussten wir um 20:00 Uhr abends in der Nacht doch noch im Dunkeln wieder unsere Zelte austellen und liessen uns Spaghetti kochen, die wir in einem Raum assen, wo die Meerschweinchen auf dem Boden rumrannten. Am nächsten Morgen sollte der Fahrer eigentlich um 4:00 Uhr losfahren, dem war nich so, so dass wir unsere Rucksäcke inkl. Zelte schulterten und losliefen. Irgendwann holte uns das Auto dann ein und wir konnten die insgesamt 12h Fahrt mit 7 verschiedenen Fahrzeugen doch noch beginnen (Colectivos, Lastwagen, Taxi...). Um 19:00 Uhr kamen wir in Curahuasi glücklich und müde an.
Abmarsch
Mulas mit Arriero
Blick auf die Ruinen
Auf dem Pass 4120müm
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