Gestern durfte ich bei einem Notfallkaiserschnitt dabei sein. Es war aufwühlend, die Mutter bereits in den Wehen und völlig aufgelöst auf dem Schragen liegen zu sehen. Ihr Gesicht war getränkt in Tränen der Ungewissheit und Angst vor dem Ausgang des Eingriffes. Das Anästhesieteam kümmerte sich liebevoll um sie, erklärte ihr das Vorgehen Schritt für Schritt und versuchte sie aufzuheitern. Ich beobachtete das Zusammenspiel aus der Ecke. Hand in Hand wurde gearbeitet: Medikamente aufgezogen, die Tische steril abgedeckt, die Hebamme mit sterilem Tuch eingekleidet (um das Kind in Empfang zu nehmen), die Gynäkologen am sich Waschen, die Anästhesie am Leitung legen und Narkose einleiten. Ich stand erfolgreich nicht im Weg... Während die Gynäkologen sich durch die Haut-, Muskel- und Fettschichten zur Gebärmutter vorarbeiteten, wurde der Vater auch in den OP geholt und zum Kopf seiner Frau gesetzt. Weiter wurde beruhigend aufs Paar eingeredet. Als dann endlich der Schrei des Kindes zu hören war, flossen weitere Tränen: Tränen der Erleichterung, ein ganzer Steinbruch purzelte hörbar von ihren Herzen. Das Kind wurde von Hebamme und Vater draussen unter der Wärmelampe versorgt, warm verpackt und dann wieder zur Mutter gebracht. So verbrachte die junge Familie ihre ersten gemeinsamen Minuten hinter einem grünen Tuch im Operationssaal. Vaterarme hielten das Kind auf die Brust der Mutter, die Mutter strich mit Kabeln an den Händen zum ersten Mal sanft über die Haut ihres noch unbekannten Kindes, das Kind griff neugierig nach der Nase der Mutter, Mann küsste Frau auf die Stirn. Und ich stand in der Ecke und durfte zuschauen. Bekam nur Tropfen ihrer Wellen der Emotionen ab. Und war doch berührt. Und danach motzte das OP-Team, dass sie jetzt wohl länger arbeiten müssten, weil der ganze OP-Plan durcheinander war...
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