(oben: ich am Narkosegerät testen:)
Intro
Ein kleiner Einblick in die Anästhesie oder Narkose. In die Welt des Schlafens. Schnarch. Beginnen wir mit dem bekanntesten: Die Vollnarkose, Allgemein- oder Generalanästhesie, alles das gleiche. Was braucht es dazu? Man soll schlafen (Hypnose), keine Schmerzen haben (Analgesie) und je nachdem auch noch locker sein (Relaxierung), zu letzterem später mehr.
Schnarch aka Schlafen
Das bekannteste Schlafmittel (Hypnotikum) ist das Propofol, sieht aus wie Milch und ist durch Michael Jackson weltweit in die Medien gekommen. Es sollte eben nur unter guter Überwachung und nicht einfach so zum Einschlafen konsumiert werden, sonst wacht man je nachdem nicht mehr auf…
Autschi – oder zwei Freunde nerven
Nun denkt ihr vielleicht: ja aber wenn ich schlafe, warum brauche ich dann noch Schmerzmittel? Krieg ich doch eh nichts mehr mit! Falsch gedacht! Ihr habt ein quasi unterbewusstes Nervensystem. Wie creepy?! Aber das merkt ihr beispielsweise, wenn etwas Peinliches passiert und ihr plötzlich errötet und euer Herzschlag schnell wird. Dann habt ihr nicht eurem Körper gesagt: „Oh wie peinlich, Ampelalarm!“ Sondern der sogenannte Sympathikus gibt Vollgas, steigert die Herzfrequenz und den Blutdruck. Der Sympathikus ist für die sogenannten evolutionären „fight or flight“-Reaktionen zuständig, also kämpfen oder fliehen. Der Körper stellt sich auf Überlebenskampf ein. Bämbäm. Der Darm darf kurzerhand nicht weiterarbeiten, wäre pure Engergieverschwendung. Ätschbätsch.
Aber der Sympathikus hat natürlich auch seinen Gegenspieler, wäre ja langweilig. Darf ich vorstellen? Parasympathikus! Er ist der Gemütliche, „rest and digest“ ist sein Motto. Herzfrequenz und Blutdruck sind eher tief und der Darm verdaut wie wild. Alle Energie aufnehmen, man weiss nie, wann der Sympathikus wieder Gas gibt und dann muss man bereit sein! Soviel zu unserem sogenannten vegetativen Nervensystem. Und dieses reagiert eben sehr wohl auf Schmerz im Schlaf und das merken die Anästhesisten (wo ich im Moment auch dazugehöre^^) dadurch, dass es plötzlich schneller piepst vom Monitor, sprich die Herzfrequenz hochgeht, sprich der Sympathikus am Rumstressen ist. Kapiert?
Schnauf-keuch
Deshalb gehen Hypnotikum und Analgesie Hand in Hand miteinander. Wenn ihr nicht genug tief schlaft, stresst euch der Schmerz, umgekehrt lässt euch Schmerz nicht tief schlafen. Es braucht also zusätzlich Schmerzmittel, wobei hier meist die sogenannten Opioide wie Morphin oder Fentanyl benutzt werden. Alles klar soweit? Also ihr schlaft nun genug tief und habt keine Schmerzen. Ein Anfang. Nun haben wir aber ein kleines Problem: wenn die Patienten sehr tief schlafen, vergessen sie das Atmen (resp. die Medikamente haben dies als Nebenwirkung…). Und das Atmen ist ja bekanntlich nicht ganz unwichtig. Also beatmen wir die Patienten mit einer Maske. Nur ist das ziemlich anstrengend über lange Zeit (für kurze Eingriffe geht das aber durchausJ). Deshalb führt man noch einen Beatmungsschlauch ein. Davon gibt es nun so ganz grob gesagt zwei Varianten: der Tubus (Schlauch bis runter in die Lunge) oder Larynxmaske (sogenannte LAMAJ, Schlauch bis auf den Kehlkopf). Prinzip ist dasselbe: wir bepusten die Patienten mit Sauerstoff, weil sie es selber nicht mehr tun. Fazit: Der Anästhesist raubt Menschen den Atem, um sie danach wieder zu beatmen. Wie romantisch <3
Relax Baby
Nun haben wir noch ein letztes kleines Problem (nicht bei der LAMA): Um den Tubus in die Lunge runterschieben zu können, müssen die Stimmbänder und die Luftröhre ganz entspannt sein. Die beiden sind etwas sensibel und mögen Irritationen nicht so sehr, im dümmsten Fall wehren sie sich so arg, dass sie ihre Muskeln komplett zusammenziehen und dann weder Tubus noch Luft durchkommt. In diesem Fall wäre ein Luftröhrenschnitt fällig, denn weder atmen noch beatmen ist möglich… Um dieses Unding zu vermeiden, werden sogenannte Muskelrelaxantien gespritzt, die alle Muskeln komplett lähmen. Creepy. Nicht mal mehr die Atemmuskeln funktionieren… Und hier ist es umso wichtiger, dass der Patient wirklich tief schläft. Was für eine Horrorvorstellung, wach zu sein und sich nicht bewegen sprich wehren zu können, aber Schmerzen zu haben. Uaaa.
Outro
Ihr seht, es gibt nicht DAS Narkosemittel (für das gebe es wohl den Nobelpreis), sondern eine Narkose setzt sich immer aus diversen Medikamenten zusammen. Ausserdem ist schlafen nicht gleich schlafen. Auch während dem Schlafen zeigt der Körper noch Reaktionen auf starke Schmerzen, an die man sich danach aber nicht erinnert. Besser so… Und die sogenannten Vitalparameter (Puls, Blutdruck, Sauerstoffsättigung im Blut als Zeichen für die Atmung) sind für den Anästhesisten wie Hammer und Nagel für den Handwerker. Deshalb sind viele Notfallmediziner Anästhesisten, weil es da halt mal grundsätzlich einfach um die Stabilisierung des Kreislaufes geht, alles andere kommt später.
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