Rettungsdienst-Tag

Bergschuhe schnüren und Funkgerät an den Gurt hiess es heute morgens um 06.40 Uhr. Und um 06.45 Uhr kam auch bereits der erste Alarm rein. Eine alte Dame sei aus dem Bett gestürzt und habe nun starke Schmerzen. Wir fuhren zu der Frau und fanden sie schmerzgeplagt neben ihrem Bett sitzend, wohl schon seit einigen Stunden. Nach einem Bodycheck, Schmerzmittelgabe über eine gesteckte Infusion und der Bergung durch das enge Treppenhaus mit dem Stuhl, brachten wir sie auf die Notfallstation, wo sich später eine luxierte Schulter bei gebrochenem Oberarm feststellen liess.

Dann hiess es erst mal einige Stunden warten, wo ich den Krankenwagen auf sein Material untersuchte und mir gezeigt wurde, wie das Protokoll anschliessend noch abgerechnet werden muss.

Wir wollten eigentlich schon fast mittagessen gehen, als der Alarm wieder losging: Unklares kardiales (Herz) Ereignis in einer Hausarztpraxis. Wieder eine ältere Dame mit bereits einigen erkrankten Organen, die aufgrund eines Infekts dekompensiert war und an starker Atemnot litt. Der Hausarzt hatte sie aber bereits mit gutem Erfolg mit Sauerstoff versorgt, so dass wir sie nur noch in Spital fahren mussten.

Dort gönnten wir uns dann auch gleich Zmittag. Auf dem Weg zurück auf die Basis kam der nächste Notruf rein: Eine Schülerin hätte einen Asthma-Anfall, jedoch ihren Asthmaspray vergessen. Mit Blaulicht fuhren wir zur Schule. Mal was anderes, wenn das Blaulicht nicht einfach an einem vorbeidüst, sondern ständig über einem dröhnt. Und die Reaktionen der Autofahrer sind auch ziemlich unterschiedlich: von intelligent antizipierend bis ignorant weiterfahrend. Schon beim Betreten des Schulzimmers konnte man erkennen, dass es sich nicht um einen Asthma-Anfall, sondern um eine Hyperventilation handelte. Durch beruhigendes Zureden und Atmen auf Kommando beruhigte sich das Mädchen langsam und konnte damit auch seine Gliedmassen wieder entspannen. Sie konnte in der Obhut der Mutter nach Hause entlassen werden. Das wars dann auch schon an Einsätzen.

Ich half noch das andere Ambulanzfahrzeug putzen, weil es bei diesem so blutig zur Sache gegangen war... Irgendwie ein bisschen pervers, wenn man sich wünscht, doch dort dabei gewesen sein zu dürfen...

 

Kleiner Exkurs: für alle Interessierten ein kleines "How-to" bei Hyperventilation, was nicht allzu selten, aber auf einfache Art zu diagnostizieren und zu lösen ist:)

Diagnostik: Klassisches Patientengut: junge, nervöse Frauen. Typische Haltung: Pfötchenstellung, die Finger sind steif oft übereinander gekreuzt. Atemfrequenz: weit über 20x pro Minute.

ACHTUNG: wenn die Atmung pfeift, das Ausatmen viel länger dauert als das Einatmen, die Patienten blaue oder geschwollene Lippen, gar einen Ausschlag haben oder bewusstlos sind, ist es nicht bloss eine harmlose Hyperventilation!! Im Zweifelsfalle alarmieren:)

Therapie: Patienten (und Rumstehende!!!) BERUHIGEN! Patienten ermuntern, langsam zu atmen (bsp. Hand auf den Bauch legen, Plastiksäckchen vor den Mund, laut zählen etc.).

Hintergrund: Durch die Hyperventilation, also das zu schnelle Atmen, wird zu viel CO2 abgeatmet, das Säure-Base-Gleichgewicht verschiebt sich. Damit werden auch Elektrolyte in den Zellen von innen nach aussen und umgekehrt verschoben, was die Verkrampfung der Muskeln auslöst (Pfötchenstellung). Durch langsameres Atmen steigt das CO2 wieder und die Elektrolyte verschieben sich erneut, die Verkrampfung löst sich.

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