Auf und ab - Willkommen in der Gynäkologie

Gynäkologie, ein Fach der Emotionen. Dies mein erster Eindruck. Von den Glücksgefühlen einer Schwangerschaft und Geburt, über den tiefen Fall bei frühverlorenen Kindern und neu diagnostizierten Krebsarten, über die Ambivalenz beim Wunsch nach Abtreibung. Überall gibt es Tränen. Und keine passenden Worte. Nur leere Hüllen ohne füllende und fühlende Anteilnahme. Und so hülle ich mich in Schweigen. Sitze oder stehe ja sowieso nur beobachtend in der Ecke.

 

Sich willkommen zu fühlen ist anders. Nicht wirklich einem Assistenzarzt zugeteilt, ist man ständig auf der Suche, wo es was Spannendes gibt oder wo was zu tun ist. Die Aufgaben für uns UHUs sind einfach und schnell erledigt (wenn man sie dann schnell begreift, ich staune über die Langsamkeit gewisser Kolleginnen). Sie reichen von Austrittsgesprächen der Wöchnerinnen (achtung, Stillen ist keine Verhütung blabla) über Akten schreddern über Papiere kopieren oder Anästhesiegespräche anmelden. Alles administrativ. An den Patienten dürfen wir höchstens mal die Befragung (Anamnese) machen. In den OP dürfen wir jederzeit. So ging ich einmal aus Langeweile da spontan mit. Hab' natürlich nicht damit gerechnet, dass ich steril mit an den Tisch darf. Und so stand ich am Waschbecken (für die sterile Händewaschung) plötzlich neben dem Professor und er fragte mich, ob ich die Krankenakte der Patientin studiert habe. Zuvor hatte ich mehrere Akten in den Händen, so dass ich prompt falsch tippte und den Kopf einzog, für ein drohendes Donnerwetter. Ist doch schon ein Verbrechen, sich als Student mit einem Prof an den Tisch zu getrauen, ohne zu wissen, was operiert wird... Aber er blieb freundlich und erklärte mir, was zu operieren sei. Puh, lucky me. Während der OP schien dann plötzlich meine Maske runterzurutschen, weil ich so légère im Anästhesiestyle geknüpft hatte (und meine Hände waren ja steril, so dass ich sie nicht selber hochschieben konnte). Ich überlegte hin und her: Soll ich warten, bis sie runterfällt und dann jemanden bitten sie hochzuschieben? Oder werden mich dann alle töten, weil ich die Sterilität zerstört habe? Aber vielleicht bleibt sie auch oben bis am Schluss, wenn ich meine Nase nicht mehr bewege? Als nach einigem inneren Hin und Her wieder aufschaute, sah ich, dass der Herr Professor bereits seit langer Zeit mit Maske unter der Nase operierte. Ab einem gewissen Titelgrad atmet man eben steril...

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