Die Mamma. Die Brust auf Medizinerdeutsch. Heute standen drei Brust-Operationen auf dem Programm. Am Stück. Ich stand von 09:30 Uhr bis 17:30 Uhr im OP. Die Wechselzeiten mit 20 Minuten sind jeweils ziemlich kurz, das reicht für einen WC Gang, ein Glas Wasser und ein Honigbrot. Um zu überleben habe ich extra eine Doppelschicht Honig draufgeschmiert. Möglichst viele Kalorien auf wenig Platz und in wenig Zeit. Die OPs waren faszinierend. Das tönt vielleicht etwas verstörend, schliesslich sind das alles Brustkrebspatientinnen. Aber die Schicksale der Frauen spielen am Tisch keine Rolle. Es geht darum, den Tumor zu entfernen. Sobald er rausgeschnitten ist, werden die Ränder mit Faden markiert und an die Pathologie geschickt. Die sagen dann innerhalb von 20 Minuten, ob es an den Rändern auch noch Tumorgewebe hatte. Wenn ja, muss noch mehr rausgeschnitten werden, weil der Tumor ja in dem Fall nicht komplett rausgeschnitten wurde. Anschliessend wird das "Loch" möglichst mit Eigengewebe wieder gefüllt und die Haut so aneinandergenäht, dass weder Einziehungen noch Ausstülpungen entstehen. Ausserdem werden in der Achselhöhle mitbetroffene Lymphknoten entfernt. In diesem Bereich hat es ziemlich viele Nerven und Gefässe, die sorgfältig freipräpariert werden müssen. Anatomiebuch live. Aber so lange stehen ist echt anstrengend. Meine Füsse und mein Rücken schmerzten irgendwann einfach nur noch. Und irgendwie musste ich mich wach halten, denn meine Aufgabe bestand lediglich darin, das Operationsfeld mittels Haken schön für die Operateure offen zu halten. Und die Fäden abzuschneiden. Und eben aufpassen, dass ich dabei nicht einschlafe, weil es einfach wenig Input fürs Gehirn ist. Aber ich habe den Mamma-Marathon ohne Kollaps überlebt und bin jetzt am Beine hochlagern...
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