Aha-Effekt #3: Schteriiil

In einem OP kann man viel falsch machen. Deshalb plaudere ich ein bisschen aus dem Nähkästchen:) Um einen OP betreten zu dürfen, muss man sich erst mal bis auf die Unterwäsche ausziehen und die Schuhe wechseln, es soll schliesslich alles so sauber wie möglich sein. Ausserdem gehören die Haare unter eine Haube. Und den Mundschutz sollte man auch sicher mal einstecken. Wo die Grenzen sind, um ihn hochziehen zu müssen, ist je nach Haus anders, aber spätestens vor dem eigentlichen OP-Saal. Ja, und bei den Hauben geht es schon los. Es gibt tausende Formen: Mit durchgehendem Gummizug, mit nur hinten angebrachtem Gummizug (oder sollte er doch vorne sein?), zum Binden bis unter den Hals um allfällige Barthaare zu verstecken. Und je nach Frisur eignet sich nur die eine oder die andere. Und auch zum Masken binden gibt es die unterschiedlichsten Techniken, wichtig ist einfach, dass sie sitzt und weder hoch noch runterrutscht. Wieso, werdet ihr noch lesen. Sachte beim Betreten eines OP-Saals. Die technischen Operationsassistenten (OPs-Schwestern) haben immer alles im Blick. Alles, was auf grünen Tüchern liegt, darf nicht angefasst werden, denn es ist steril. Berürt man es, ist es unsteril und je nachdem auch gleich alles andere auf dem Tuch. Unsteriles darf nicht mehr verwendet werden und muss ausgetauscht werden. Schliesslich sind dann deine Bakterien auf den Gegenstand gehüpft. Also von allem grünen mindestens einen Meter Abstand nehmen. Und sachte auch vor Menschen, die in bodenlangen Kleidern im Saal rumschweben, die sind auch bereits steril. Ja, ein Mensch kann steril werden. Dazu muss er sich zuerst drei Minuten die Arme und Hände bis zum Ellbogen schrubben. Anschliessend darf unter keinen Umständen mehr was angefasst werden, sonst darf die Waschung nochmals von neuem begonnen werden. Deshalb lassen sich Türen im OP durch Bewegungsmelder öffnen. Mit Händen in der Gebetsstellung (es darf kein Sterilium vom Ellbogen zurück zur Hand laufen, wäre ja vom unsterilen ins sterile Gebiet) betritt man also den OP-Saal. Und wehe, man merkt nach der Händewaschung, dass der Mundschutz noch nicht oben war oder die Haube nicht sitzt. Dann muss man mit Geischtsgymnastik versuchen das Teil zu verschieben oder jemanden bitten, es für einen zu richten. Aber auf keinen Fall mehr anfassen! Die TeOA gibt nun das Kommando, wann man sich nähern darf, nämlich dann, wenn sie das Gewand (hinten offen) bereit hält. Darin schlüpft man hinein, bis die Hände vorne rauskommen, aber sanft rauskommen, nichts und niemanden berühren! Die TeOA zupft einem die Ärmel dann auf die richtige Länge nach hinten, damit die Hände vorne rauskommen. Nun hält sie einem die sterilen Handschuhe hin, so dass man nur hineinschlüpfen muss. Während dieser Zeit wird das Gewand hinten geschlossen von einer unsterilen Person. Abschliessend muss das Gewand noch ganz geschlossen werden, dabei wir ein Saumende der TeOA in die Hände gegeben, während man das andere in der Hand behält. Nun wird eine 360°Grad Wendung ausgeführt, so dass man sich quasi steril einwickelt. Fertig. Zurücktreten und Arme auf den Bauch legen. Und immer in dem Moment beginnt die Nase zu jucken oder das Ohr zu kratzen, aber bewahre, nicht kratzen! Wenn die Nase läuft, gibt es nur eines: abschlecken. Und ja nicht in die Ellbeuge niesen! Arm ist steril, Kopf nicht! Und ein ähnliches Spiel läuft auch mit dem Patienten: Die OP-Stelle wird desinfiziert und anschliessend alles andere mit grünen Tüchern abgedeckt, so dass die sterilen Personen sich sorgenfrei nähern können und endlich wieder was berühren dürfen:)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0