Nun ist bereits die Hälfte meiner Zeit auf der Notfallstation um und ich habe euch noch nie so richtig vom Geschehen hier erzählt! Aber irgendwie schwierig, denn mit einem Juristen als Freund habe ich ziemlich Respekt euch von den Fällen zu erzählen...:) Ich kann euch ja einfach mal erzählen, was ich so machen darf: Ich darf die Erstanamnese erheben (also Patienten auch direkt von den Rettungssanitätern, REGA-Ärzten übernehmen). Anamnese heisst: was ist passiert, wo tut es weh, Allergien, Nebenerkrankungen, Medikamentenlisten (die können seeehr lang sein!) etc. Bei dieser Fragerei sollte man immer einen Plan im Kopf haben, was es sein könnte. Also bsp. bei Flankenschmerzen ist es womöglich der Rücken oder die Niere. Also muss man Fragen zur Wirbelsäule (Beweglichkeit, Kraft in den Beinen, Ausstrahlung des Schmerzes in die Beine) und zur Niere (Brennen beim Wasser lassen, kolikartige Schmerzen) stellen. Aus dieser Fragerei ergeben sich im Kopf dann auch die nötigen Untersuchungen: Herz, Lunge und Bauch sollte man immer schnell untersuchen. Und dann spezifisch bsp. das Handgelenk. Dabei entsteht im Kopf dann auch der Plan für das weitere Procedere: braucht es eine Blutabnahme um bspw. Entzündungswerte im Blut zu kontrollieren, eine Röntgenaufnahme oder eine Urinuntersuchung? Dem Patienten sollte freundlicherweise das weitere Vorgehen erklärt werden. Und dann beginnt die eigentliche mühsame Wartezeit für den Patienten, während alle Untersuchungen gemacht und ausgewertet werden. Im Hintergrund schreibe ich alle bisher erhaltenen Informationen nieder und gebe sie dem Assistenzarzt weiter. Dieser entscheidet, ob er sich selber auch noch ein Bild machen will oder gar den Oberarzt dazuholt. Er gibt ausserdem seine Zustimmung zu den nötigen Untersuchungen und kontrolliert mit mir die Ergebnisse. Wir besprechen dann das weitere Vorgehen evtl. in Rücksprache mit einem Kaderarzt (bspw. Urologe) und erklären dies dann auch dem Patienten. Anschliessend muss noch alles fertigdokumentiert werden (also alle Ergebnisse zusammenfassen) und wenn der Patient stationär aufgenommen oder sogar operiert wird, stehen noch viele weitere Organisationsschritte an: Anästhesie involvieren zur Abklärung welche Anästhesie nötig und möglich, OP anmelden, Aufklärung für die Operation mit dem Patienten durchführen, für die Station die Verordnungen machen (weche Medikamente soll der Patient erhalten, welche weiteren Massnahmen sind notwendig etc.). Also alles in allem viel Hintergrundorganisation, wovon der Patient selber nichts mitbekommt. Und es liegt ja meist nicht nur ein Patient auf der Station...
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