Unerträglich ist das Schmetterlingsmädchen momentan für sein nahes Umfeld. Und für sich selbst. Der Flügel eines Schmetterlings ist robust im Vergleich zu ihrem momentanen Nervenkostüm. Die Prüfung rückt näher und damit beginnt auch ihr Unterbewusstsein zu spinnen. Es macht kurzerhand einen Ausflug auf Achterbahnen. Und hört einfach nicht auf damit. Das Schmetterlingsmädchen nimmt Aussagen plötzlich persönlich, über die sie sonst gelächelt und einen Witz nachgeschoben hätte. Hinter allen Aussagen scheint mehr als nur die einzelnen Worte zu stecken. Ein undurchschaubares Geflecht von Emotionen, Worten und Interpretiertem. Gespräche werden teilweise zu einem notwendigen Übel, sie lenken sie ja doch nur ab. Sorgen anderer Menschen erwecken kein Mitgefühl, sondern Genervtsein, weil sie keine Zeit für Mitgefühl hat. Und dafür schämt sie sich dann wieder und beschimpft sich dafür. Ihre Gesichtsmuskulatur ist angespannt, so dass sie sich vor einer erneuten Kiefersperre fürchtet, weil ihre Muskeln einfach nicht mehr locker lassen. Ihre Gedanken drehen sich ständig um die Frage, ob sie wohl richtig und genug lernt. Sie setzt sich Tagesziele, die sie nie erreicht, weil sie sich schnell ablenken lässt (aber ganz ehrlich, wer sitzt 8 Stunden konzentriert lesend vor seinem Laptop und weiss danach noch jedes gelesene Wort?!?). Ist dann frustriert und pusht sich in den Abendstunden noch durch, um irgendwie das Ziel zu erreichen. Versucht noch einen Ausgleich wie Sport oder Abmachen dazwischen zu schieben, um wenigstens da runterfahren zu können, was so halbwegs gelingt. Und sowieso ist für sie die Welt im Moment mit einem dunkelgrauen Vorhang belegt, alles scheint trostlos und trist. Begegnungen mit dem Rest der Welt erscheinen unreal, wie in einem Traum. Kommt sich vor wie ein Zombie. Ein Schmetterlingszombie. Sie zweifelt an sich und traut sich weniger zu. Die kleinsten Unannehmlichkeiten werfen sie sofort aus der Bahn, so dass ihr die Tränen runterkullern. Prüfungsphase ist Hochsaison für die Tränendrüsen.
Und das alles nur, weil sie nur noch mit ihrer kleinen Welt beschäftigt ist, die doch eigentlich ganz okay ist. Wenn nur die Prüfung vorbei wäre. Dann wäre das Schmetterlingsmädchen kein Schmetterlingsmädchen mehr.
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