Als ich an meinem ersten Arbeitstag meinen Arztstempel erhielt, hatte ich schon ein bisschen ein mulmiges Gefühl. Dieser Stempel (den eigentlich jeder bei einer Stempelfirma bestellen kann!!!) bedeutet doch ziemlich viel Macht. Und so hatte ich ziemlich Ehrfurcht vor dem Teil. Ich getraute es mich nicht in meiner Kasaktasche rumzutragen, sondern stellte ihn immer fein säuberlich aufs Pult in meinem Ärztebüro. Nur haben wir dort keinen Drucker, so dass ich die Rezepte jeweils im Stationsbüro drucken muss. Und weil ich sie dort auch gleich der Pflege abgeben muss, habe ich selbstverständlich den Stempel dort rübengetragen, um die Rezepte schön fein säuberlich zu stempeln. Und dieses mulmige Gefühl unter ein Rezept meinen Stempel mit meinem Namen draufzutun. Habe ich wirklich alles richtig in der richtigen Dosierung drauf? Ist nichts vergessen gegangen? Ist nichts zu viel drauf? Wie angenehm ist es da zu wissen, dass der Apotheker und der Hausarzt noch ein Auge draufwerfen... Nun, nach zwei Wochen wollte ich erneut ein Rezept von einem Patienten stempeln, der nach Hause ging. Doch mein Stempel war unauffindbar. Weder in meinem Ärztebüro. Noch im Stationsbüro. Noch irgendwo dazwischen. Noch im Wäschehaufen der letzten Tage. Vom Erdboden verschluckt. Auch eine Vermisstenanzeige auf der Station half nichts. Keine Hinweise auf den Verbleib meines Stempels. Bereits nach zwei Wochen in den ewigen Jagdgründen eines Spitals verloren gegangen. Auf und davon. So musste ich bereits die Nachsicht und Freundlichkeit der Arztsekretärin testen. Mit Erfolg. Als Dank habe ich sie dann auch mit Cookies belohnt:) Und mein alter Stempel ist bis zum heutigen Tag nicht mehr aufgetaucht. Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass ich ihn im Stationsbüro liegengelassen habe und ihn jemand noch ganz praktisch fand...
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