#Premiere: Sterben ist ok

Sterben kann Erlösung und Lösung sein. Es begegnen mir relativ viele Patienten, die des Lebens satt sind. Nicht depressiv, enttäuscht, resigniert, sondern einfach genug erlebt und gelebt. Es reicht jetzt. Sie möchten keine neuen Eindrücke mehr verarbeiten, sondern sind einfach dankbar für all das, was sie hatten. Sie möchten Wiedervereinigung mit bereits verstorbenen Familienangehörigen und Freunden. Freuen sich auf freudige Wiedersehen. Doch manchmal ist der Weg dahin gar nicht so einfach. Sterben will gelernt sein. Und wenn es dann langsam in die Richtung geht, entscheiden sich Menschen nicht mehr zu essen und zu trinken. Zerfallen immer mehr. Bis sie ihren Willen auch nicht mehr in Worte fassen können. Gut ist es dann, sich auf die Worte der Pflegenden und Angehörigen stützen zu können, damit ich sicher weiss, dass ich nichts mehr unternehmen soll. Sondern einfach nur noch Schmerzen lindern muss. Angst dämpfen. Und somit hoffentlich ein guter Reisebegleiter für die letzte Reise nach Hause sein darf.  So füllte ich letzthin im Altersheim mit Angehörigen zum ersten Mal alleine eine Palliativvereinbarung aus, wo wir uns darauf einigten, nichts mehr zu tun. Ausser Schmerzen lindern. Und nichts tun ist auch tun. Denn auch gehen lassen muss gelernt sein. So berührte es mich sehr, als der Lehrling vor dem Gespräch fragte, ob er sich noch verabschieden könne, er wisse ja schliesslich nicht, ob die Bewohnerin morgen noch da sei...

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