Marinierter Rhabarber:
100 g Rhabarber, gerüstet, in kleine Stücke geschnitten
1 EL Zucker
1 Briefchen Vanillezucker
Es gibt viel zu erzählen. Selber schuld, wenn ich euch so lange nicht mehr geschrieben habe. Und weil es nun zu anstrengend wäre, Dinge zu sortieren, zu reflektieren und zu analysieren, gebe ich diesem Eintrag den Titel Erzähl-Konfitüre. Und weil das nicht so gut tönt, wähle ich das englische Wort Jam dafür. Und so werfe ich alle meine Erlebnisse in Worten auf den Bildschirm wie man Früchte mit dem Zucker in die Pfanne wirft und darauf hofft, dass schlussendlich etwas Essbares oder in dem Fall Lesbares entsteht. Los geht's.
Ich kann viel erzählen: Von Röntgenrapporten mit miesgelaunten Radiologen. Von extrem kollegialer Atmosphäre unter Medizinern (zur Erinnerung: alle Ärzte der inneren Medizin), die so extrem ist, dass man sich gegenseitig kaum mal auf Fehler aufmerksam macht. Von herzigen Omis, die nach Gefässeingriffen plötzlich kollabieren. Von einem Familienvater, dessen Hirn etwas abbekommen hat, was ihn nicht mehr gerade gehen lässt und uns in Verlegenheit bringt, weil wir nicht wissen, was es ist. Von Durchlebten, die einen Alkoholentzug wollen und zu Hause dann aber doch weitertrinken. Von Sterbenden, die dem Tod ins Auge blicken und sich doch jedes Mal bedanken, für das bisschen, was man für sie noch tun kann und tut. Von Söhnen und Töchtern, die ihre Väter und Mütter nicht gehen lassen wollen. Von Menschen, die plötzlich mit einer schweren Krankheit konfrontiert sind. Von alten Menschen, die Angst vor dem Alleinsein haben und trotzdem nicht in ein Altersheim möchten. Von Schmerzgeplagten, die es aber trotzdem noch auf den Raucherbalkon schaffen. Von Sonnenschein im Garten beim Mittagessen. Von verrückten Dermatologen, die einem einen Meter vor den Bildschirm setzen, um das Mikroskopiebild beschreiben zu lassen. Von tausenden Telefonaten mit noch mehr Ärzten, um Berichte anzufordern und Nebendiagnosen zu erfahren. Von Diskussionen unter Ärzten, um den einzelnen Symptomen einen Sinn im Ganzen zu geben. Von Mittagspausen, die nur 8 Minuten gehen und doch für die 32 Raviolis runterschlingen reichen. Vom plötzlich allein verantwortlich für die Station sein, weil die Assistenzärztin einen Arzttermin hat. Von Medizinerkolleginnen, die kollabieren vom langen Rumstehen. Vom Bericht schreiben und Verlauf schreiben und Rezept schreiben und Konsil schreiben und Eintrittsstatus schreiben. Von Faxgeräten bedienen. Von Arterien mehr suchen als finden beim Versuch eine arterielle Blutprobe zu entnehmen. Von Darmgeräuschen in der Lunge hören (Zwerchfellhernie). Vom Erschrecken, wenn man eine Milz tastet, die bis ins Becken reicht. Von Rektaluntersuchungen, die plötzlich Routine werden. Und vor allem: Von Dankbarkeit, dass ich die Rolle des Mediziners und nicht des Patienten haben darf.
Poetry Slam by me. [08.04.2016]
Vor mir: Zukunft, Ungewissheit, Pläne, Ideen
doch wer weiss, wir werden seh'n
ob die Dinge so gescheh'n, wie vorgeseh'n
der Mensch denkt, Gott lenkt
und sicher ist uns nur der Tode
sagen die Sorte Mensch namens Pessimisten
doch es gibt auch noch die sogenannten Christen
die schauen zurück und seh'n
dass Dinge nicht einfach so gescheh'n
logische Ketten von Ereignissen,
wo wir in dem Moment nicht wissen,
wozu, warum, und überhaupt, wer glaubt
ist doch naiv, bescheuert, nicht rational
unwissend, unlogisch, unwissenschaftlich
doch Gott lässt sich nicht messen
es wäre vermessen
ihn mit Parametern beschreiben zu wollen
er würde bloss lächeln und mit den Augen rollen:
"Mensch, du bist Mensch und das ist richtig,
und dass nur ich Gott bin ist wichtig"
und doch versuchen wir zu seh'n
zu hören, zu spüren, aber es gescheh'n
Dinge, die wir nicht versteh'n
versuchen zu beweisen, zu erweisen,
reisen an die entferntesten Orte der Welt
berechnen der Wert der Dinge mit Geld
suchen nach etwas, das uns wirklich hält,
aber wann begreifen, ergreifen wir endlich:
du warst immer da. Immer. Da. Und dort.
Und du wirst immer da sein. Immer. Da sein.
Und du bist da. Du bist. Da und hier.
Bin ich mir dessen ganz sicher? Also so ganz?
Manchmal mehr. Sehr oft weniger.
Ich kann es einfach nicht begreifen, ergreifen.
Ich traume meinen Gefühlen nicht.
Glaube mir selbst nicht mehr, was ich mit diesem Gott schon erlebt habe.
Was ist schon Gnade, Vergebung und Sünde,
warum will Gott, dass ich seine Botschaft verkünde?
Ich habe schon so viel gelernt über dich:
Wie du bist, was du willst und tust
aber ich möchte nicht einfach nur davon hören
ich möchte dich wieder erleben
pur, rein, hoch konzentriert, unverdünnt
ohne christlich fromme Zusatzstoffe
ohne Konservierungsmittel der Traditionen
ohne Farbstoffe von Konfessionen, Religionen
einfach pur, nur du und ich
ich möchte versteh'n
warum Dinge nicht einfach gescheh'n
eine logische Kette von Ereignissen
sorgsam aneinandergereiht von dir
schmerzhafte, freudige, nicht logisch,
nicht messbar, nicht voraussehbar
aber klar
weil du bist
und uns Menschen nicht vergisst
unabhängig davon, ob dir das se'hn, versteh'n
und so gehe ich vorwärts
oke, machmal auch rückwärts,
egal, hauptsach ich gehe
oder liege
aber deine Liebe
sie war, ist und bleibt
an meiner Seite.
Eigentlich sollte Freitag, 1. April ja als Einführungstag dienen. Doch irgendwie wurden wir vergessen, so dass uns (alle im April beginnenden Mitarbeitenden) eine eher schüchterne junge Frau bekannt gab, dass normaler Arbeitstag sei und wir gleich auf unsere Stationen gehen sollten. Gott sei Dank habe ich vorsichtshalber all mein Material schon mitgenommen, andere mussten dann einen Tag lang in Absatzschuhen rumstiefeln... So holte uns eine andere Unterassistentin ab, wies uns in die Garderobe und Kleiderwahl ein (weisses Shirt, Hose und Kittel) und verteilte uns auf die Stationen. Ich kriegte noch das Ende des Morgenrapportes mit. Dann wurde ich "meinen" zwei Assistenzärztinnen (AA) vorgestellt und ich konnte meinen Arbeitsplatz einrichten. Jeweils freitags wird ein klinischer Fall von einem AA vorgestellt für alle Mediziner (= Ärzte aus der inneren Medizin). Beim Mittagessen war dann mal Zeit für Smalltalk. Danach durfte ich ein paar Rezepte erstellen. Und zum Schluss ging es noch an den Wochenendrapport, wo alle Mediziner jene über die Patienten informierten, die am Wochenende arbeiten mussten. Bereits an meinem ersten Tag ist einer der Patienten verstorben, kurz zuvor habe ich ihn noch gesehen...
Die Wochenenden im April habe ich alle frei, so musste ich erst gestern wieder für den Einführungstag antanzen. Dieser war eher schnarchnasenmässig, weil bspw. eine Stunde über die Philosophie und Vision des KSBL erzählt wurde. Immerhin gab es gratis Gipfeli in der Znünipause und ein gratis Zmittag. Danach zeigte ich mich nochmals auf der Station und durfte eine einfache Untersuchung alleine durchführen.
Heute war endlich ein vollständiger Tag: Es begann um 8 Uhr mit dem Röntgenrapport. Der Radiologe präsentierte im Kanonenstaccato die Röntgenbefunde der Patienten, welche gestern geröntgt wurden und auf der medizinischen Abteilung liegen. Mein Gehör muss noch auf Genuschel und Staccato trainiert werden... Weiter ging es mit der Visite, wo ich einfach mithörte, hinterherdackelte und auch mit abhören durfte (ich weiss jetzt, wie Rasselgeräusche bei einer Lungenentzündung tönen!). Danach folgte die Weiterbildung für die Unterassistenten (UA), wo ein Mit-UA einen Fall präsentierte, den er betreut hat. Ein leitender Arzt persönlich sass mit uns im Raum und beantwortete geduldig unsere Fragen, sehr sympathisch. Nach dem Mittagessen wartete zunächst ein äusserst kurliger Dermatologe die Mediziner zum Dermatologiekränzli, wo er Fälle präsentierte und Leute piesackte (ich musste mich einen Meter vor den Screen setzen und Bilder beschreiben, einer anderen hat er das Telefon abgenommen und einfach Fragen für fremde Patienten beantwortet). Das Kardiologiekränzli war angenehmer, ein Kardiologe beantwortete Fragen oder beurteilte EKGs, wo Unsicherheiten waren. Und dann wartete der ganz normale Bürokram auf die Ärzte, wo ich eingeführt wurde: Rezepte schreiben, Austrittsbriefe formulieren, Eintriffsformalitäten erledigen, Berichte von anderen Ärzten anfordern etc. Ausserdem durfte ich noch eine Eintrittsuntersuchung machen, wo ich ziemlich viel Schweiss verloren habe, weil ich so nervös wurde und es gleich perfekt machen wollte. Man muss dabei an ziemlich viel denken und die Handgriffe und Abläufe sind noch überhaupt nicht routiniert (bspw. machte ich zum ersten Mal eine Rektaluntersuchung...). So musste mir die Assistenzärztin unter die Arme greifen. Aber nach fünfmal wird es dann schon klappen. Es ist dieser ständige Zwist zwischen "ich will das machen" und "ich kann das aber (noch) nicht". Und es sich in diesem Moment trotzdem getrauen zu können und bereit zu sein, Dinge falsch zu machen und sich korrigieren zu lassen. Auf geht's!
Für jedes Ereignis gibt es eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Eine Braut wünscht sich für ihren grossen Tag strahlendes Wetter. Die Wetterprognose ist auf Sonnenschein, die Sonne wird also zu 95% scheinen. Es braucht nicht ganz so viel Glauben, um auf Sonnenschein zu hoffen. Wenn hingegen der Wetterbericht einen richtigen Wetterzusammenbruch ankündigt (sagen wir schlechtes Wetter zu 95%), gleicht es schon viel eher Naivität, dann trotzdem auf einen Sonnentag zu hoffen. Aber was ist nun, wenn die Braut trotzdem für Sonnenschein betet? Steigt dann die Wahrscheinlichkeit für trotzdem gutes Wetter von 5 auf 7% an? Und wenn die Brautjungfern noch mitbeten auf 10%? Und wenn nun gleichzeitig ein Bauer für Regen betet sinkt die Wahrscheinlichkeit auf Sonne wieder? Wie geht Gott mit gegensätzlichen Gebeten um? Und sind Gebete wirklich bloss "Wahrscheinlichkeits-Wandler"?
Und dann ergibt sich für mich noch eine Frage: Ab welcher Wahrscheinlichkeit spricht man von einem Wunder? Für gewisse ist es ein Wunder, wenn im Parkhaus 5 von 100 Parkplätzen frei sind und ein freier gleich 5m nach der Einfahrt rechts ist. Für andere ist es ein Wunder, wenn ihre Kopfschmerzen plötzlich wieder weggehen, obwohl dies bei 99,9% der Kopfschmerzen der Fall ist. Und wieder andere sprechen erst von einem Wunder, wenn Naturgesetze ausser Kraft treten. Ab welcher Wahrscheinlichkeit von einem Wunder gesprochen wird, ist also sehr individuell. Entsprechend vorsichtig bin ich auch bei Wundererzählungen. Aber habe ich das Recht darüber zu urteilen, was als Wunder zählen darf und was nicht? Wohl kaum.
Pete Greig schreibt in seinem Buch "God on mute" folgenden Satz:
Since all good things come from God, it hardly matters whether he gives them to us through supernatural intervention or simply through the natural order of cause and effect.
Und dieser Satz ist für mich der Schlüssel. Gott hat auch die Natur mit ihren Gesetzen erschaffen. Es ist also nicht die Frage, ob er es getan hat. Er tat, tut und wird tun. Weil er der Beginner allen Tuns war. Vielmehr ist die Frage, wie er es tut, wie fest er eingreift. Und ob wir ihm diese Souveränität eingestehen. Also eigentlich bleibt uns keine Wahl...
Es ist vollbracht. Der Wissenschaftsmonat ist abgeschlossen. Die letzten 5 Unterschriften vor dem Wahlstudienjahr wurden gesammelt (siehe Bild links). Im Medizinstudium in Basel fühlt man sich oft als Sammler. Kleingruppenunterrichte sind wegen dem grossen organisatorischen Aufwand testatpflichtig (müssen also besucht und vom Leiter der Gruppe unterschrieben werden). Die Situation war oft sehr unangenehm, wenn der Unterricht bereichernd war und man am Schluss aber bitteschön noch eine Unterschrift braucht. So als wäre man nur deswegen dagewesen. Ok, oft war es auch so.
Auf dem rechten Bild sehr ihr das Curriculum des Medizinstudiums in Basel. Ganz zu Beginn des Studiums habe ich dieses ausgedruckt und an meinen Kleiderschrank zur Motivation geklebt. Ok, zu Beginn war es nicht so motivierend, ein Kästchen abzustreichen und noch immer so viele vor sich zu haben. Aber nun ist das Abstreichen von Kästchen schon fast beängstigend: Es geht dem Ende zu!
Ah und, nein, meine Masterarbeit ist noch nicht zu Ende. Aber dazu später mehr.
Zweimal die gleiche Geschichte. Komplett anders.
"Woher kommst du?" Der Vater blickte von seiner Zeitung auf und schaute mich vorwurfsvoll an. Das Abendessen war in vollem Gange, die weiteren Familienmitglieder löffelten fleissig ihre Suppe weiter und starrten in die Brühe, als wäre darin die komplette Tierwelt des Meeres zu beobachten. "Es hat nichts mehr übrig, du bist zu spät", die Worte zerschnitten die Luft wie Säbelhiebe. Zu spät. Ich setzte mich auf den nackten Fussboden neben den Tisch und versuchte wenigstens noch Brotkrümel zu kriegen. "Konntest du wenigstens meinen Auftrag erledigen?", erwartungsvoll schauten alle in meine Richtung. Ich konnte den Blicken nicht standhalten. "Für was kann man dich eigentlich gebrauchen?", verärgert und desinteressiert vertiefte sich der Vater wieder in seine Lektüre. Nachdem alle Familienmitglieder ihre Mahlzeit schweigend beendet hatten, faltete der Vater die Zeitung sorgsam zusammen und legte sie demonstrativ auf den Tisch, um seine Rede einzuleiten: "Zur Repetition der Hausregeln: Es geht niemand irgendwohin, ohne mich vorhin darüber zu informieren, ich möchte immer die Kontrolle haben. Und die Aufträge sollen bis ins letzte Detail nach meinen Angaben ausgeführt werden. Das notwendige Material dazu besitzt ihr, mehr Unterstützung werde ich euch nicht geben."
"Woher kommst du?" Der Vater stand an der Türe und schaute mich sorgenvoll an. Das Abendessen war bereit, aber die anderen Familienmitglieder warteten geduldig. "Wir haben uns Sorgen um dich gemacht! Umso schöner, bist du jetzt da! Komm, setz dich und iss mit uns!" Dankbar setzte ich mich an den Tisch und schnell entstanden Gespräche über die heutigen Ereignisse. "Kind, hast du geschafft, was ich dir aufgetragen habe?", erwartungsvoll schaute mich der Vater an. Als ich traurig meinen Blick senkte, legte er tröstend seine Hand auf meine Schulter: "Morgen schaffen wir es gemeinsam, ich komme mit dir!" Nachdem alle Familienmitglieder ihre Mahlzeit unter fröhlichem Geplauder beendet hatten, räusperte sich der Vater amüsiert, um seine Rede einzuleiten: "Zur Ermutigung am heutigen Tag: Bevor ihr aus dem Haus geht, sagt mir, wohin ihr geht, so dass ich einen meiner Begleiter mit euch senden kann. Und die Aufträge sind nur grob formuliert, lasst bei der Ausführung eurer Fantasie freien Lauf! Falls ihr noch weiteres Material oder Unterstützung braucht, zögert nicht euren Begleiter zu mir zurückzuschicken, dann kann ich euch alles zukommen lassen, was ihr braucht!"
Gestern hörte ich eine Predigt, die mir viel Bestätigung gab. In letzter Zeit habe ich oft gedacht, dass ich irgendwie die einzige bin, die bezüglich der Unterscheidung zwischen Christen und Nichtchristen was falsch verstanden hat. Aber gestern hat Micky Conod mir ein Fensterchen geöffnet und ihr sollt auch durchschauen dürfen:
Im Alten Testament hat Gott sein Volk ferngehalten von allen anderen Völkern, damit es nicht entheiligt würde. Nur leider hat das Volk Israel trotzdem nicht nach Gottes Willen gelebt, auch wenn es eigentlich durch die Absonderung kaum von andern Völkern und deren ethischen Werten, Prinzipien und Religionen beeinflusst wurde. Deshalb musste sich Gott einen neuen Plan ausdenken, um sein Volk wieder auf die "göttliche" Bahn zu lenken. So schickte Gott im neuen Testament seinen Sohn Jesus auf die Erde. Nur kümmerte sich Jesus nicht nur um Gottes Volk, sondern gleich um ALLE Menschen. Er liess sich von Prostituierten salben, dinierte mit Zöllnern (etwa mit heutigen Investmentbankern vergleichbar) und sprach mit einer mehrmalig verheirateten Frau (ein damaliger Skandal!). Gesellschaftliche Konventionen waren ihm egal, er setzte sich mitten in den Abschaum der Gesellschaft. Er wollte im Dreck das Gold finden. Und er fand es: in jedem dieser Menschen, die er selbst geschaffen hatte.
Trotz der skandalösen Liebe Jesu wurde jahrelang in der Kirche weiterhin das Alte Testament gepredigt: dass wir uns absondern sollten, anders sein, nicht mitmachen. Sonst würden wir kontaminiert und fielen vom Glauben ab. Wir geben uns nicht mit Menschen ab, weil wir Angst haben. Angst, dass unser Glaube zu dem Gott beschmutzt würde, dessen Liebe über seinen Tod hinausging. Dabei hat Jesus was anderes getan. Was ganz anderes.
Einschränkend möchte ich ergänzen, dass es sicher auf die Persönlichkeit und die Verwurzelung seines Glaubens ankommt, wie sehr man sich "in den Dreck" setzen kann, ohne dass man tatsächlich kontaminiert wird. Gewisse Menschen können sich besser abgrenzen und nach einem Bier aufhören zu trinken, wenn andere weitermachen. Andere nicht. Und ich bin mir auch immer noch nicht im Klaren, wie dreckig respektive wie sauber ich als "Christ" bin.
Wie definiert man einen Christen? Wer gehört dazu, wenn man von der christlichen Gemeinschaft spricht? Gibt es einen Unterschied zwischen einem Christ und einem Nicht-Christ? Im ersten Moment scheint die Frage einfach: Christen folgen Jesus Christus nach. Und als zweiter Gedanke: Ihre Grundlage ist die Bibel. Doch die Mannigfaltigkeit an Interpretationen letzterer zwei Aussagen ist etwa so gross wie die Anzahl Blutgefässe im Körper. Klar, jeder Mensch ist verschieden und darum führen die Versuche, das Leben so jesusähnlich wie möglich zu gestalten, auch zu sehr verschiedenen Resultaten. Aber was macht dann einen Christen wirklich aus? An was erkennt man ihn, wenn alle so unterschiedlich sind? (Ich verwende fortan nur noch die männliche Form, aber hab euch trotzdem lieb, Ladies.)
Johannes 13,35 sagt: Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.
Aber warum sind wir Christen dann untereinander auch verstritten? Haben unterschiedliche Meinungen zu den verrücktesten Themen (Waffen, Sexualität, Frauen um nur die grössten "Hot Topics" zu nennen...)? Warum gibt es auch unter Christen Scheidungen?
Hattet ihr auch schon mal den Gedanken: "Aber der ist doch Christ, dann macht man das doch nicht!" Dieser Gedanke ist mir ziemlich bekannt. Jahrelang habe ich tatsächlich geglaubt, dass Christen irgendwie anders sind. Bis ich Nichtchristen kennengelernt habe, die demütiger und liebevoller sind als Durchschnittschristen und Christen, die weit weniger demütig und liebevoll sind als Durchschnittschristen. Da begann ich mich zu fragen, was dann überhaupt ein Christ ist. Einer, der es einfach von sich behauptet? Oder sollte man ihn wirklich erkennen können? Woran denn?
Es gibt diese Redensart: "Wir sind alle begnadete Sünder." Dann ist der einzige Unterschied, dass die einen das wissen und die anderen nicht. Und dann sollte ich nicht mehr irritiert sein, wenn ich Christen nicht an ihrer Art und ihrem Handeln erkenne.
Eines meiner selbst kreierten Lieblingsrezepte:
schnell, frisch und Bauch füllend!
(und Mundgeruch erzeugend...)
Zutaten:
2 Zwiebeln
2 Lauch
400g Crème fraîche
1 Packung Speck
1 Kuchenteig
Zubereitungszeit: 10-15min
Backzeit: siehe Kuchenteig (ca. 40-50min bei 200-220 Grad)
Zubereitung:
1. Zwiebeln in Stücke und gewaschener Lauch in Ringe schneiden
2. Zwiebeln, Speck und Lauch in Öl in Pfanne andünsten und würzen (Salz, Pfeffer, Prise Chilli und Curry)
3. Kuchenteig in Form betten, mit Gabel einstechen
4. 1/3 der Crème fraîche darauf verteilen
5. Lauchmischung aus Pfanne darauf verteilen
6. Rest der Crème fraîche darauf verteilen, so dass alles weiss bedeckt ist (siehe Bild rechts) und nochmals beliebig würzen
7. ab in den Ofen!
Letting go of every single dream
I lay each one down at Your feet
Every moment of my wandering
Never changes what You see
I've tried to win this war I confess
My hands are weary I need Your rest
Mighty Warrior, King of the fight
No matter what I face, You're by my side
When You don't move the mountains I'm needing You to move
When You don't part the waters I wish I could walk through
When You don't give the answers as I cry out to You
I will trust, I will trust, I will trust in You!
Truth is, You know what tomorrow brings
There's not a day ahead You have not seen
So, in all things be my life and breath
I want what You want Lord and nothing less
You are my strength and comfort
You are my steady hand
You are my firm foundation; the rock on which I stand
Your ways are always higher
Your plans are always good
There's not a place where I'll go, You've not already stood
Da sitz ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor. So fühle ich mich abends. Den ganzen Tag keinen Termin, da sollte man doch schön produktiv sein. Doch am Abend bemerkt man, dass nichts Neues herausgekommen ist. Selbstständiges Arbeiten kann so zermürbend sein. Für jeden Arbeitsschritt muss man sich selber motivieren. Nun ja, eigentlich ist mein Ziel ja gesteckt: Abgabe der Masterarbeit Ende März. Nur fällt es mir unglaublich schwer aus dieser Masse von Ergebnissen (270 Seiten Worddocument mit Tabellen und Statistiken) die wichtigen rauszuziehen und wissenschaftliche korrekt zu formulieren. Es ist eigentlich Endspurt, die letzten Kilometer des Marathons. Feinarbeit, Vernetzung, Einbettung in bisherige Literatur. Doch so sieht mein Arbeitsprozess in Wirklichkeit aus: Durch die Arbeit scrollen, hier noch ein Kommentar über Fehlendes anfügen und hier einen Schreibfehler korrigieren. Ah, Moment! Die Steuererklärung muss doch noch gemacht werden! Check. Ok, jetzt schreibe ich dieses Unterkapitel. Aber warte mal, mein Zimmer sollte ich auch wieder einmal putzen? Ok, nur schnell. Also, jetzt kümmere ich mich wirklich um dieses Kapitel! Hmm, dabei habe ich schon lange nichts mehr gegessen! Und mit leerem Magen lässt es sich ja wirklich schlecht arbeiten. Auf zum Kühlschrank! Ah, da liegt ja noch eine Zeitung, Allgemeinbildung schadet doch auch nie! Och, bald geht die Sonne unter, da sollte ich doch noch meine obligate Joggingrunde vornehemen! Und da sitz ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.
Mein Glaubensleben gleicht im Moment einer riesigen Baustelle. Einiges, was mich früher angetrieben hat, scheint plötzlich wertlos und mein Fundament trägt nicht mehr richtig. Ich hinterfrage Praktiken, Glaubenssätze und Verhaltensweisen. Und wie ich merke, hat sich das Ganze schon seit langem angebahnt. Ich habe diverses immer wieder kritisch hinterfragt, aber diese Gedanken dann einfach weggeschoben. Ich merke, wie vieles, was ich bisher einfach immer geglaubt und getan habe, überhaupt keinen Wert hat, weil ich es aus komplett falscher Motivation gemacht habe. Diese Motivationen sind bsp.: eigene und Erwartungen anderer erfüllen, fromm aussehen wollen, nicht nein sagen können, anderen gefallen wollen. Und dabei merke ich, wie ich meine eigenen Bedürfnisse oft sehr in den Hintergrund gerückt und in Tat und Wahrheit andere belogen habe, indem ich bsp. gesagt habe „Ja, habe Zeit/Freude/Lust dazu“, dies aber eigentlich nicht stimmte. Und das Erschreckende ist: ich habe immer noch einen Groll auf diese Menschen, obwohl sie ja gar nicht wissen können, was ich WIRKLICH gedacht habe.
Ich merke, wie sehr ich selber auch Erwartungen an Christen habe und wie sehr ich dabei enttäuscht wurde und noch immer werde. Wie es mir das Herz bricht, wenn Mitmenschen von Christen „im Namen Gottes“ total verletzt werden. Und wie ich dann wütend bin und dafür selbst Verantwortung übernehme. Und mich dann frage, was wirklich richtig ist. Und darauf finde ich einfach keine Antwort. Jesus ist eine so verwirrende Person. Und die Bibel noch mehr. Schliesslich berufen sich alle Christen auf die Bibel.
Aber was ist schon „ein Christ“? Warum gibt es so unterschiedliche Ausprägungen (von katholisch, über konservativ bis freikirlich)? Wie kann ich Antworten auf Lebensfragen finden, wenn es scheinbar für jeden Menschen unterschiedliche Antworten gibt? Wie können wir sagen, unser Gott ist immer derselbe, wenn er sich bei jedem anders zeigt? Wie können wir Licht und Salz sein, wenn jeder Licht und Salz sein anders versteht? Ist das nicht verwirrend für Nichtchristen?
Warum schicken wir gewisse Menschen weg und schliessen sie aus der Kriche aus? Hat Jesus auch Menschen weggeschickt? Mir fallen bsp. der reiche Jüngling und die Tempelhändler ein. Und warum schickt Jesus Menschen weg, wenn seine Liebe grenzenlos ist?
Wie kann die Aussage „ich will mehr sein wie Jesus“ keinen Druck auslösen, ohne dass ich zu passiv werde?
Darf ich Erwartungen haben? An Gott? An Mitmenschen? An mich selber? Gibt es einen Unterschied zwischen Erwartung und Vertrauen?
Viele Fragen. Heilsame Fragen. Aber für Heilung braucht es zuvor Wunden und Verletzungen. Entsprechend schmerzhaft ist dieser Prozess. Und heilsam zugleich. Es braucht oft nur wenige Stichworte in einem Gottesdienst, einem Buch, einem Gespräch und eine Lawine von emotionsgeladenen Gedanken löst sich in meinem Kopf. Eine Lawine, die vieles mitreisst und Leere mit vielen Fragezeichen zurücklässt. Leere, die wieder neu gefüllt werden darf. Ich wünsche mir im Moment oft einen Ausschaltknopf für mein Gehirn.
Die Tage sind gezählt bis zum Start des Wahlstudienjahres. Der Impfausweis muss nochmals überprüft werden (Kontakt mit Schwerkranken und so) und gerade für Peru braucht es noch einige Zusatzimpfungen. Ausserdem ein Anruf bei der Krankenkasse, ob ich für einen Krankheitsfall im Ausland bei einem Arbeitseinsatz versichert bin. Abklärungen zur Unterkunft. Der Flug ist bereits gebucht. Langsam nimmt alles Form an. Kleiner Hinweis: In der Unterseite "Wahlstudienjahr Übersicht" (siehe oben) könnt ihr eine Übersicht über mein Wahlstudienjahr anschauen inklusive Links zu den entsprechenden Kliniken. So wisst ihr immer, wo ich gerade bin:)
Aber zuvor muss noch der Wissenschaftsmonat (WIMO) überstanden sein. Nächsten Montag startet das Ding, das bei uns Studierenden sehr unbeliebt ist. Es soll uns wissenschaftliche Kompetenz näher bringen: wie erstelle ich eine Studie? Wie gestalte ich Statistiken? Wie zitiere ich richtig (an Plagiatsvorwürfen sind ja schon diverse Karrieren gescheitert)?... Unsere Masterarbeiten sind Grundlage dieses Monats und wir sollen beim Schreiben dieser unterstützt werden. Grundsätzlich ein guter Ansatz. Doch sind unsere Arbeiten so verschieden und so dermassen unterschiedlich weit fortgeschritten, dass so ein gemeinsamer Monat kaum Nutzen hat und die Motivation bei Studierenden für wissenschaftliche Arbeiten sowieso meist unterirdisch tief ist. Wir wollen jetzt endlich an den Patienten. Hand anlegen. Götter in weiss spielen. Nicht mit Zahlen und endlosen Excel Tabellen hantieren und auf einen signifikanten p-Wert hoffen (verstehst du nicht? besser so...). Und jetzt müssen wir noch dieses Unding WIMO überstehen mit einigen testatpflichtigen (also anwesenheitspflichtigen) Veranstaltungen (darunter Vortrag halten und ein Abstract = Zusammenfassung der Arbeit schreiben). Ich selber werde versuchen in dieser Zeit meine Masterarbeit fertig zu stellen. Ein leidiges Ding, so eine Arbeit neben dem Studium zu schreiben, wo man den Kopf nicht so voll und ganz dafür investieren kann, weil ja noch normaler Unibetrieb daneben ist. Aber ich hoffe, es klappt. So dass ich mein Hirn endlich von diesem immer umherschwirrenden Ding namens Masterarbeit in meinem Kopf befreien kann. Also fertig bloggen, ran an die (Master)Arbeit.
Als Medizinstudentin in den unteren Semestern habe ich immer zu jenen hochgeschaut, die kurz vor dem Wahlstudienjahr waren: Diese Studierenden sind schon voll intelligent und können Patienten mit ihren Leiden behandeln! Und jetzt bin ich selber so eine kurz davor. Und öhm, nein, nicht voll intelligent und überhaupt nicht imstande irgendetwas zu tun. Obwohl die Uni Basel sich wirklich Mühe gibt bezüglich Praxisorientiertheit, fehlt halt die Routine an allen Ecken und Enden. Ein gutes Basiswissen habe ich bestimmt und von den Untersuchungshandgriffen habe ich bestimmt viele mal gesehen. Aber selbst ausprobiert? Fehlanzeige! Und wie geht es wohl an einem Übergewichtigen, wie kann ich dessen Bein halten und entsprechend bewegen, um diverse Bänderprüfungen durchzuführen? Die Frage ist nicht, ob ich mal doof dastehen werde. Die Frage ist, wie oft und wie ich mit diesen Situationen umgehe. Wieviel Verantwortung wird mir aufgetragen? Einerseits diese Sehnsucht nach endlich mal loslegen dürfen nach all diesen Stunden in Hörsälen mit lausigen Powerpointpräsentationen und demotivierten Dozenten (es gab auch andere!:). Und andererseits dieser grosse Respekt vor der puren Überforderung, vor dem allein gelassen sein mit Aufgaben, die völlig unbekannt sind und deren Werkzeug zur Überwindung mir noch fehlt. Allein gelassen sein mit Emotionen von echten Menschen. Allein gelassen sein mit Menschen, die eine Erwartung an mich haben, die ich nicht erfüllen kann. Wieviel Unsicherheit darf man gegenüber einem Patient zeigen? Darf ich sagen, dass ich das zum ersten Mal mache? Heh, Bauchgefühl komm und sag mir, was ich sagen und tun soll! So hat sich in diese frühere Vorfreude eine gehörige Portion Unbehagen gemischt. Man könnte es durchaus auch gesunden Respekt nennen. Aber manchmal ist es auch pure Angst. Ich habe mir schon überlegt, ein blaues L an den Kittel zu nähen:). Anfänger in (Sch)weiss.
Ach, wie habe ich mich gefreut, endlich diesen Blog erstellen zu können. Schreiben ist meine Leidenschaft. Mein Ventil. Selsttherapie. Seit Schriftzeichen in meinem Hirn Sinn ergeben, schreibe ich Tagebuch. Mit 20 schien Tagebuch für mich kindisch. Ich wollte aufhören. Doch nach einigen Wochen musste ich mir eingestehen, wie sehr ich es vermisse. So holte ich alles wieder auf. Schrieb gegen das Vergessen. Und für die innerliche Verarbeitung. Nun beginne ich also auch mit einem online Tagebuch. Einem öffentlich einsehbaren. Ein Tor für andere zu meinem Innersten. Also das ganz Innerste bleibt natürlich auf Papier:) Ja, die Vorfreude ist riesig, euch mittels diesen Blogs an meinem Leben teilhaben zu lassen! Ich hoffe, ihr freut euch wenigstens ansatzweise so wie ich!! In meinem Hirn sprudelt es bereits vor Ideen für die nächste Zeit... Also immer wieder reinschauen lohnt sich!