Es gibt so Dinge, die mir bei manchen Christen mächtig auf den Keks gehen. Bsp. das Ja-und-Amen-Phänomen. Wenn Christen nicht mehr ihr von Gott geschenktes Gehirn benutzen, sondern einfach nur ja und Amen zu irgendwelchen bereits vorgegebenen Regeln, Traditionen, Konventionen und ethischen Moralvorstellungen sagen. Und dann noch behaupten, dass das Leben als Christ schwieriger ist, weil man dabei gegen den Strom schwimmen müsse. Letzteres mag vielleicht stimmen. Aber bei ersterem wäre ich mir nicht so sicher, denn dafür müssen sie sich nicht mehr viel überlegen, weil sie einfach die ethischen und moralischen Prinzipien ihrer Glaubensgemeinschaft übernehmen können. Während nicht-Angehörige einer Glaubensgemeinschaft ihre Werte und Moralvorstellungen von Grund auf selber definieren müssen. Sie müssen für sich entscheiden: Was ist gut und was ist schlecht? Gibt es diese Unterscheidung überhaupt? Wo liegen die Grenzen zwischen schwarz und weiss? Oder gibt es sowieso nur hell- und dunkelgrau?
Hingegen als Angehörige einer Glaubensgemeinschaft wird einem vieles einfach vorgebetet und man kann einfach mit ja und Amen antworten. Muss nichts weiter hinterfragen oder überlegen. Darf einfach abnicken. Klar, man muss nicht. Aber es ist der einfachste Weg. Und alles andere wäre Rebellion und Misstrauen in die Obrigkeit und die vergangenen Generationen. Denn es war bisher ja immer so. Und nun soll es plötzlich nicht mehr so sein? Alte Leitplanken werden niedergerissen und es droht Absturzgefahr. Das führt zu Verunsicherung, Unruhe und Angst. Es ist plötzlich nicht mehr alles klar. Es braucht Argumente mit Logik, Fundament und vor allem viel Liebe. Keine billigen Antworten: "Es war schon immer so" genügt nicht.
Muss denn immer wieder alles in Frage gestellt werden? Ich denke schon, denn nur so wird Demut bewahrt und es bleibt die Möglichkeit zur Korrektur und Vergebung bestehen. Gäbe es keine Menschen, die hinterfragen, wir würden immer noch Hexen verbrennen und dürften nicht ins Kino gehen. Jede Generation wirft wieder neue Fragen auf und das ist gut so. Und wir Christen sollten noch mehr lernen, uns den Fragen dieser Welt zu stellen und nicht billige Antworten zu geben. Homosexualität ist nicht einfach Sünde ebenso wenig wie Sex vor der Ehe. Wo steht bspw. etwas über gleichgeschlechtliche Ehe in der Bibel? Oder ab wann der Ehebund vollzogen ist? Die Bibel sagt aber bspw. sehr wohl etwas zur Sexualität und der Liebe zum Nächsten.
Immer mehr denke ich, dass die Bibel nicht so schwarz weiss ist, wie wir sie machen. Jesus gab auch nicht einfache Antworten. Er sagte nie einfach nur ja oder nein:
Markus 12.17: Da sprach Jesus zu ihnen: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Und sie wunderten sich über ihn.
Johannes 8.7: Als sie ihn nun beharrlich so fragten, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.
Jesu Antworten waren tief, kein einfaches Ja und Amen. Er hob Grenzen auf und stellte Konventionen auf den Kopf. Ich bin immer wieder erstaunt in Gesprächen mit Christen, wenn ich "ja-und-Amen"-Dinge hinterfrage und kritische Fragen stelle, wie mir dann oft plötzlich die unterschiedlichsten Emotionen entgegenschleudern von Entrüstung bis Erleichterung.
Ich habe auch auf vieles keine Antwort. Weil mir ein Ja-und-Amen nicht mehr reicht. Das macht es nicht einfacher, aber es behält mich suchend und fragend.
In diesem Sinne wünsche ich euch Lesenden meines Blogs Tage voller Antworten in der Liebe unseres Gottes, der Mensch wurde, um damit die Antwort zu sein (auch wenn wir sie nicht immer verstehen...)!
Auf der Notfallstation wird man nach dem normalen OP-Betrieb für die Notfalloperationen zum Assistieren auch in den OP gerufen. Gestern durfte ich der Urologin helfen, Nierensteine aus dem Harnleiter zu fischen. Und ich war ab der Schönheit dieser Steinchen fasziniert. Mit der Kamera sahen sie schön weiss und rund aus. Wie perfekt geformte Kieselsteinchen. Oder wie Eier. Mittels Fangkörbchen sammelten wir den Steinbruch ein und zogen ein Steinchen nach dem andern raus. Auch draussen sahen sie immer noch wunderschön aus. Glatt geputze einige Milimeter grosse Steinchen, die den Menschen so geplagt haben. Kleines Ding, grosse Wirkung.
Beim Aufräumen habe ich leider den halben Saft von Spülung und Blaseninhalt noch auf dem OP-Boden verteilt, Gott sei Dank ist momentan gerade ein wohlwollenes OP-Team im Pikettdienst, die es nach meinen tausend Entschuldigungen locker genommen hat: "Passiert doch jedem mal!"...
Mein Fahrradreifen brauchte in letzter Zeit viel Zuwendung. Einmal gepumpt, war nach wenigen Tagen schon nichts mehr drin. Winterdepression eines Pneus. Und ich bekam auch gleich eine. Denn Velos
repariere ich etwa so gerne wie ich Salat wasche. Gar nicht. Dies übernimmt jeweils meine bessere Hälfte. Aber mein Ego war schon ein bisschen ramponiert, weil ich es die letzten Male nicht
alleine geschafft habe, einen platten Reifen zu reparieren. Meine, da fahre ich in der krassesten Bikerkluft rum (ok, minimal übertrieben), kann aber nicht mal einen platten Reifen flicken (nicht
übertrieben). Ich wollte es also nochmals probieren. Am meisten Sorge bereitete mir meine mangelnde Geduld bei unvorhersehbar plötzlich auftretenden Problemen. Ich versuchte schon im Voraus ruhig
zu bleiben, was aber noch mehr Nervosität auslöste. Zur Sicherheit kaufte ich mir gleich einen neuen Schlauch, weil meine Hoffnung, das kleine Loch zu finden, minimal war. Also besser gleich neu,
statt aufregen und wieder den kaputten ohne Reperatur reintun zu müssen. Ich sammelte alles Werkzeug zusammen, damit ich ja nicht nochmals in die Wohnung hochgehen müsste, das würde meine Geduld
zu arg strapazieren. Und ich nahm noch eine Musikbox mit für entspannende Musik. Dann eine Blache im Raum auslegen und das Fahrrad holen. Immerhin war es das Vorderrad, was das Herausnehmen
massiv vereinfachte. Meine Nerven dankten es. Ich löste den Pneu und war erstaunt, wie leicht es ging. Ein Loch fand ich wie erwartet nicht. So fackelte ich nicht lange rum und setzte den
neuen Schlauch ein. Das Wiedereinbringen des Pneus war schon mit mehr Kraftaufwand verbunden und ich brauchte ganzen Körpereinsatz (mit Füssen Rad fixieren, mit Händen Schlauch und Pneu
einsetzen). Aber es klappte. Die ausgeschütteten Glückshormone in Anbetracht dieses grossartigen Erfolges halfen mir bei der schnellen Beendigung der Arbeit. So unfähig bin ich ja doch
nicht!
Gestern geschah Historisches, als ich strammen Schrittes mit einem dicken Umschalg in der Hand ins Studiendekanat schritt zum Briefkasten mit der Aufschrift "Masterarbeiten". Ich hielt den
Schlitz auf und liess den Umschalg hineingleiten. Ein dumpfes "bumm" war das definitive Zeichen, dass die Arbeit angekommen ist. Sie purzelte auf den Boden des Briefkastens und mit ihr tausende
Steine auf meinem Herzen. "Bummbummbumm". Die Plakerei hat ein Ende. Nach 6 Monaten ständigem Abgeben und wieder zurückerhalten, habe ich jetzt endlich den Bewertungsbogen erhalten. Dieser
unglaublich wichtige Fötzel Papier mit diesem einen Kreuz, das wie der Daumen Cäsars über Tod und Leben entscheidet. Und ich darf nun weiterleben. Erleichtert. Mit nicht mehr ständig dem Gedanken
im Hinterkopf, dass ich noch meine Masterarbeit fertigstellen sollte. Sondern mit dem Blick nach vorne auf neue Herausforderungen, die kommen werden. Mit Bestimmtheit.
Nun ist bereits die Hälfte meiner Zeit auf der Notfallstation um und ich habe euch noch nie so richtig vom Geschehen hier erzählt! Aber irgendwie schwierig, denn mit einem Juristen als Freund habe ich ziemlich Respekt euch von den Fällen zu erzählen...:) Ich kann euch ja einfach mal erzählen, was ich so machen darf: Ich darf die Erstanamnese erheben (also Patienten auch direkt von den Rettungssanitätern, REGA-Ärzten übernehmen). Anamnese heisst: was ist passiert, wo tut es weh, Allergien, Nebenerkrankungen, Medikamentenlisten (die können seeehr lang sein!) etc. Bei dieser Fragerei sollte man immer einen Plan im Kopf haben, was es sein könnte. Also bsp. bei Flankenschmerzen ist es womöglich der Rücken oder die Niere. Also muss man Fragen zur Wirbelsäule (Beweglichkeit, Kraft in den Beinen, Ausstrahlung des Schmerzes in die Beine) und zur Niere (Brennen beim Wasser lassen, kolikartige Schmerzen) stellen. Aus dieser Fragerei ergeben sich im Kopf dann auch die nötigen Untersuchungen: Herz, Lunge und Bauch sollte man immer schnell untersuchen. Und dann spezifisch bsp. das Handgelenk. Dabei entsteht im Kopf dann auch der Plan für das weitere Procedere: braucht es eine Blutabnahme um bspw. Entzündungswerte im Blut zu kontrollieren, eine Röntgenaufnahme oder eine Urinuntersuchung? Dem Patienten sollte freundlicherweise das weitere Vorgehen erklärt werden. Und dann beginnt die eigentliche mühsame Wartezeit für den Patienten, während alle Untersuchungen gemacht und ausgewertet werden. Im Hintergrund schreibe ich alle bisher erhaltenen Informationen nieder und gebe sie dem Assistenzarzt weiter. Dieser entscheidet, ob er sich selber auch noch ein Bild machen will oder gar den Oberarzt dazuholt. Er gibt ausserdem seine Zustimmung zu den nötigen Untersuchungen und kontrolliert mit mir die Ergebnisse. Wir besprechen dann das weitere Vorgehen evtl. in Rücksprache mit einem Kaderarzt (bspw. Urologe) und erklären dies dann auch dem Patienten. Anschliessend muss noch alles fertigdokumentiert werden (also alle Ergebnisse zusammenfassen) und wenn der Patient stationär aufgenommen oder sogar operiert wird, stehen noch viele weitere Organisationsschritte an: Anästhesie involvieren zur Abklärung welche Anästhesie nötig und möglich, OP anmelden, Aufklärung für die Operation mit dem Patienten durchführen, für die Station die Verordnungen machen (weche Medikamente soll der Patient erhalten, welche weiteren Massnahmen sind notwendig etc.). Also alles in allem viel Hintergrundorganisation, wovon der Patient selber nichts mitbekommt. Und es liegt ja meist nicht nur ein Patient auf der Station...
Wieder einmal Nachtdienst. Und weil ich montags bereits um Mitternacht schlafen gehen konnte, war ich tagsüber wieder fit für ein neues Abenteuer. So fuhr ich mit meinem City-Bike nach Haldenstein, wo der Aufstieg auf den Calanda beginnt. Irgendwie fand ich keinen geeigneten Platz, wo ich das Fahrrad hätte hinstellen können. Und weil ausserdem mein Ehrgeiz angestachelt war, es bis zur Hütte zu schaffen, aber die Dunkelheit schon zu früh kam, hatte ich die zündende Idee: Ich fahre mit meinem City-Bike so hoch hinauf, wie es halt geht, dann kann ich beim Abstieg extrem viel Zeit sparen. Und weil es eine offizielle Zufahrt bis zur Hütte gibt, kann ja die Strasse nicht allzu schlecht sein. So strampelte ich los mit dem Rucksack im Körbli. Die ersten 400hm hatte ich im Nu gekillt. Doch langsam begannen meine Beine zu schmerzen un der Weg kam mir immer steiler vor. So zog und stiess ich das Fahrrad. Auf 1500müm (nach 1000hm) gab ich soweit auf, dass ich auf Wandern umstieg. Ich liess das Fahrrad auf einer Alp am Brunnen stehen und fragte mich, ob es lächerlich ist, wenn ich es hier abschliesse. Ich tat es trotzdem. Schweizer Sicherheits-gefühl. Die letzten 500hm bis zur Calandahütte zu Fuss waren dann in einer Stunde geschafft und ich konnte bei herrlichem Ausblick auf der Bank vor der Calandahütte mutterseelenallein mein Picknick verspeisen. Man hörte keinen Ton. Es war einfach still. Nicht mal den Wind hörte man, keine Murmeltiere, keine Wölfe. Einfach still. So legte ich mich noch schlafen, bis mich die Rotoren eines REGA-Helikopters weckten. Der Abstieg war dann eine schnelle Sache. Ich bremste felgendschonend immer abwechselnd vorne und hinten... Auf dem Heimweg fuhr ich noch an einem Migros vorbei, wo ich mich mit Migros-Joghourts eindeckte, denn leider ist der Coop viel näher vom Fonatana und so bin ich Migros-Kind auf Entzug...
Ich hoffte, dass der Nachtdienst nicht allzu streng würde, denn ich war genudelt. Doch mit mir trafen noch fünf neue Patienten auf der Notfallstation ein. So versorgten wir die. Und eine war auch ziemlich übel dran, so dass wir zu dritt ihren Bauch öffnen mussten, um zu schauen, was da los ist. So stand ich dann bis 03.40 Uhr im OP. Aber weil es so spannend war, hatte ich keine Mühe mit Müdigkeit:) Nur ausschlafen war schwierig, weil sie im Nachbarzimmer die Teppiche auswechseln...
Am Ende meines Wahlstudienjahres bin ich also in Chur in meinem vierten Personalhaus angelangt. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Häusern sind markant. Da war mein Riesenzimmer mit eigenem Bad in Peru. Und die Gemeinschaftsküche dazu, wo wirklich immer Gemeinschaft war. In Sursee der Balkon mit Blick auf den See, eigenem Bad und Gemeinschaftsküche, wo aber kaum Gemeinschaft herrschte. In Baden war ein Betonklotz mein Zuhause, das den Charakter eines Banlieu-Kreuzfahrtschiffes hatte... Immerhin gross mit eigenem Bad und eigener Küche, was aber zur absoluten Isolation führte... Es widerspiegelte die Gefühle der Arbeitsstelle in Baden wieder... Und nun Chur: ein altes Schwesternhaus, das den Charme eines Hanni und Nanni Internats hat. Die Tapete an der Wand blättert ab. Als ich schuldbewusst ein Foto mit Klebeband von der Wand wieder wegzog und sich das halbe Holz löste, war ich zunächst schockiert. Bis ich im richtigen Blickwinkel sah, dass bereits die ganze Wand voller solcher Spickel war. So verschönerte ich mein Zimmer nun ohne schlechtes Gewissen mit meinen Fotos und Postkarten, die mich schon das ganze Wahlstudienjahr begleiten (danke Schwesterlein für deine super Idee, hilft, sich schnell überall heimisch zu fühlen!). Das Bad im Zimmer sucht man vergebens, es befindet sich auch nicht hinter den mit Vorhängchen abgetrennten Einbauschränkchen. Immerhin ein Lavabo mit Spiegelschränkchen, wo auch alles abblättert. Das Bad und die Dusche (zwei Einzelkabinen pro Stock) teilt man sich nicht geschlechtergetrennt mit der ganzen Etage. Gewöhnungabedürftig, wenn der alt-Hippie von vis-a-vis (sein Zimmer schmeckt bis in den Gang nach Räucherstäbchen und er verbringt den Tag mit Jonglieren, fragt mich nicht, warum der da wohnt...) in der Dusche nebenan duscht... Immerhin bietet mein Zimmer einen wunderschönen Blick auf die Berge, ebenso die Gemeinschaftsküche mit Essraum. So bleibt man dort gerne etwas länger sitzen. Aber einen Wasserkocher oder eine Mikrowelle sucht man vergebens. So kocht jeder meist sein eigenes Süppchen. Ok, manchmal gibt es auch ein Fondue zusammen. Und weil zwei meiner besten Uni-Freundinnen auch gerade in Chur sind, klopfen wir auch an unsere Zimmertüren, gehen zusammen joggen oder einkaufen. Weil wir im Schichtbetrieb arbeiten, sollte man sich tag und nachts eher ruhig verhalten... Aber putzen eines solch kleinen Heims macht Freude: 3min und alles ist gesaugt (es hat nur EINE Steckdose! (und die ist nicht beim Lavabo...), ein Dank an den Steckleistenerfinder!). Noch das Lavabo putzen und einmal abstauben. Fertig. Es hat alles seine Vor- und Nachteile:)
Eine Freundin von mir unterrichtet eine 2. Primarklasse in Bad Ragaz. Weil sie gerade das Thema Spital haben, fragte sie mich an, ob ich als "richtige" Ärztin wohl den Schülern Rede und Antwort stehen könnte. Und ich sagte zu. War fast so nervös wie vor einer Prüfung, als ich heute das altehrwürdige Schulhaus betrat, schliesslich sollte ich in einem Theater die eine Lehrerin von einer Blinddarmentzündung "heilen". Anschliessend gab es eine Fragerunde. Die Fragen der Schüler waren äusserst kreativ:
"Warum tragt ihr immer weiss und nicht auch farbige Kleider?"
"Warum trägt man im OP grün?"
"Was passiert, wenn das Krankenhaus voll ist?"
"Bleibt kein Ohrenschmalz am Stethoskop kleben?"
"Wann steht ein Arzt am Morgen auf?"
"Was passiert, wenn ein Krankenauto kaputt ist?"
Anschliessend durften sie im Spitalpraktikum noch Reflexhammer, Pulsoxymeter und Stethoskop selber ausprobieren. Ich durfte dann allen Schülern das Bestehen des Spitalpraktikums bei Frau Doktor attestieren. Dieses Begegnung wird wohl nicht nur den Schülern länger in Erinnerung bleiben:)
Heute steht mein erster Nachtdienst an, bin gespannt, was mich erwartet. Von den andern habe ich gehört, dass man meistens nach 2h nach Hause schlafen gehen kann und nur noch auf Abruf bereit sein muss. So kam ich heute endlich dazu meine Umgebung zu erkunden, weil die Schicht erst um 21.30 Uhr beginnt. Und als heute Morgen die Sonne durch das Fenster schien, war ich sofort hellwach und packte meinen Wanderrucksack. *Freude* So stieg ich gleich den Berg weiter hoch, an dem ich eh schon wohne. Nach 2h war ich auf der Rot Platte (1505müM) mit einem wunderschönen Rundumblick (Siehe die ersten beiden Panoramabilder). Weil es so schön war, wollte ich den nächsten Högger anhängen. Ich stieg 500m ab und danach wieder 800m auf bis zum Fürhörnli (1880müM). Das Panorama ging dieses Mal in eine andere Richtung. Es liess einen Berg zum Greifen nah erscheinen: Montalin. Und weil es gerade so schön war, hing ich auch diesen Berg noch an. Es ging nochmals 400hm rauf bis auf 2200müM. Teilweise war schon Schnee drinnen und weil es doch etwas abschüssig war, wollte ich eigentlich nicht denselben Weg zurück. Aber der andere Weg hatte noch mehr Schnee drinnen und war gleich oberhalb von Felsklippen. So ging ich letztenendes querfeldein eine verschneite Alpwiese runter ohne Absturzgefahr. Ich entwickelte eine ausgeklügelte hau-die-Fersen-verkeilend-in-den-Schnee-rein-Technik und kam so gut aus dem Schnee raus. Nun hiess es schnellstmöglich zur nächsten Busstation, denn die Sonne küsste bereits den Horizont. Die Bushaltestelle in Calfreisen war irgendwo im nirgendwo und der Bus natürlich soeben abgefahren. Es begann kalt und dunkel zu werden, der Strasse entlang weiterlaufen also keine Option und 45min auf den Bus warten eher auch nicht. Also Daumen hoch! Und oh Wunder, hier auf dem Land klappte es beim ersten Versuch. Ein älteres Ehepaar nahm mich mit, er quetschte sich auf die Rückbank zwischen die Kisten. Und weil sie so Erbarmen mit mir hatten, weil ich noch arbeiten musste, fuhren sie mich bis zum Spital hoch. Das Geld als danke schlug sie mir fast aus der Hand. Es sei doch Advent. Es lebe der Advent!
Tourdaten: Fontana Personalhaus (665 müM) - Brändligasse - Bergwanderweg - Bärähütte - Verzweigung (1050 müM) - Rot Platte (1505 müM) - Verzweigung (1050 müM) - Heckenhütte (1274 müM) - Fürhörnli (1888 müM) -
Montalin (2266 müM) - Alp (ca. 2000 müM) - Calfreisen Bussation (1140 müM)
Aufstieg: 2100 hm
Abstieg: 1626 hm
Poetry Slam vorgetragen am Connect 2016
ich muss mich gleich entschuldigen, denn die Zeit, die die mir hier geben
die Zeit ist zu kurz, die reicht eigentlich nie im Leben
um zu sagen, was zu bedenken ist
wenn man das Leben auf das Potenzial seiner Möglichkeiten bemisst
und dabei an alles denken, weil man ja nur einmal lebt, und dies dann auch noch sagen soll
denn wir bewegen uns in unserem Leben
benehmen uns daneben
sind dankbar, wenn andere uns vergeben
enttäuscht, wenn andere an uns Erwartungen wie Spinnweben kleben
und wollen doch, dass Dinge geschehen
die jeder in Facebook sehen und liken kann
und so gebe ich mich hin diesem Bann
vom dazugehören und doch nicht mainstream sein wollen
ganz gleich und doch ein bisschen anders
etwas, was die Welt noch nie gesehn
aber eigentlich auch nicht darauf gewartet hat
und so warten wir weiter auf die richtige Gelegenheit
bis das Leben uns anschreit
mich gibt es nur einmal!
kein zwei für eins, keine Extraleben bei Bonuspunkten
hier und jetzt geschieht es
ohne stop und replay läuft es im live-modus vor dir ab
schaust du zu oder machst du mit?
wagst du den Schritt
das Leben zu packen
mit all seinen Macken
die verkackten Momente genauso zu rackern
um daraus zu wachsen
denn mit Mist werden Felder gedüngert
und auch Jesus hat Kerle gejüngert
die nicht perfekt waren, genauso wie du und ich
Einzigartig. Ein Unikat. Nicht ab Stange. Entstanden durch Liebe, nicht nur Triebe.
Zwei Menschen sich erkennen, im Körper ein Rennen. Und der Sieger bist du.
Ein jeder ein Gewinner, der Erste. Zwei Zellen werden eine und so wie diese gibt’s nur eine.
aber wer bist du?
denk an das, was du siehst im Spiegel: Freund oder Feind? Bekannt oder fremd?
angenehm erfreut, erschreckend bereut, peinlich berührt, zur Entzückung verführt
ein Körper als Hülle, Verpackung sozusagen
aber Verpackung kann nicht alles sein, nur Schein, ohne Inhalt nichts
Fassade, Mauer, Schminke, Muskeln, Körper, Haut und Haare
man bewahre
einen Schein und lässt diesen strahlen, kann prahlen
gepflegt, bewegt, angestarrt, bewahrt, geachtet, übersehen
erster Eindruck und doch nicht mehr
Haut, Nerven, Sehnen, Bänder,
unterschiedlich zusammengesetzt je nach Herkunftsländern
chemische Masse aus Atomen von Gott zusammengebaut,
mit Bausteinen seiner Liebe und Vollkommenheit
was drin und dahinter ist, darauf kommt es an
eine Persönlichkeit, die nicht nach Aufmerksamkeit schreit
sondern mit Gottes Liebe Worte und Taten flüstert
Stärken und Talente, Schwächen, Gebrechen
ein Leben vor dir: voller Versprechen
Erwartungen, Hoffnungen, Wünsche
eine Geschichte hinter dir, Enttäuschungen, Überraschungen, Wendungen
Berge und Täler, Wiesen und Wüste, hohe Höhen, tiefe Tiefs
und nicht immer liefs
wie erwartet, gehofft und gewünscht
und doch bist du nur deswegen, all dieser Umwege in deinem Leben
zu dem geworden, was du heute bist:
ein Mensch mit einer noch unfertigen Geschichte,
mit einem liebevoll gebauten Körper ohne Verzichte
und mit einer einzigartigen Zukunft, in der du noch mehr wirst, was du bist
wo du dich nicht mehr versuchst gut zu verkaufen
besaufen mit billigem Alkohol
laufen in Zalandokleidern rum
und schöpfen doch nicht aus dem Vollen
weil wir nicht wollen
dass der eigentliche Schöpfer die Kontrolle
in unserem Leben übernimmt
wir rennen keuchend den neusten Trends hinterher
nein zu sagen fällt uns japsend schwer
und vergessen dabei, was du eigentlich schon weisst
die roten Zahlen auf dem Schuldenkonto sind schwarz, du bist freigekauft
die befleckte Weste ist nun weiss, du bist reingewaschen
wahre Freiheit ist innen
das mag sonderbar klingen
aber auch ein Häftling ist im Herzen frei
seine Gedanken kann niemand halten
und seine Talente niemand entfalten
ausser er selbst
doch sind wir keine Häftlinge, sondern mit Blut freigekaut
und ob wir wollen oder nicht
es gilt zu entscheiden
auf wessen Hirtens Weiden
wir uns unsere Anerkennung holen
sind es Likes oder Follower
Applause oder Küsse
Schulnoten oder Komplimente
oder die einfache Gewissheit, dass ich gut bin, wie ich geschaffen bin
weil der Schöpfer persönlich es so sagte?
es stehen dir durchschnittlich 80 mal 365 mal 24 mal 60
das sind 42*048*000 Minuten zur Verfügung
gewisse davon würdest du wohl nachträglich lieber streichen
und doch stellt jede Minute neue Weichen
und all diese Zeit wird trotzdem nicht reichen
denn
YOLO. Du lebst nur einmal.
Bist du bereit, dein Leben zu leben
deine Gaben zu geben
Bist du bereit, dem Ruf zu folgen
dich zu wagen, nicht beklagen
den Sprung aufs Wasser zu tun
nicht mehr im sicheren Boot ruhn
merken, wie Wasser trägt und du stehst
und dann doch untergehst
dich ausstreckst, um Hilfe schreist, zappelst und Wasser schluckst
dann der Griff, umschlingt deine Hand, das Rettungsband
der Mann im weissen Gewand
zieht dich raus, geht mit dir mit
der Sturm wird nicht weniger, das Wasser nicht wärmer und weniger tief
aber der Gott, der dich bei deinem Namen rief
will mit mir gehen, Schwierigkeiten durchstehen, Abenteuer bestehen
bist du bereit?
YOLO. Du lebst nur einmal.
wie gesagt, meine Zeit hier ist zu kurz
aber ich will ja auch nicht ewig reden
denn auch ich lebe nur einmal.
Diesen Monat verbrachte ich auf der Neurochirurgie. Die Neurochirurgie dreht sich, wie der Name schon sagt, um die Nerven. Und diese befinden sich in konzentrierter Form hauptsächlich im Rückenmark und im Schädel. So sind dies auch die zwei klassischen Operationsorte. Und für die meisten Menschen die angsteinflössendsten Operationen. Ich schaute bei Operationen zu, wo der Schädel soweit offen war, dass das Gehirn sichtbar wurde. Um Zugang dazu zu kriegen, muss erst mal das Kopfhaar rasiert werden. 70jährige mit Sidecut. Nachdem die Haut geschnitten und vorsichtig weggeklappt wurde, steht der Schädelknochen zwischen Chirurg und Gehirn. Dieser wird durchbohrt. Mit einem Bohrer. Wie aus dem Baumarkt. So dass die Späne fliegen. Wie Kokosflocken. Sorry, ich hasse Essensvergleiche in der Medizin, aber es erinnerte mich wirklich an Kokosmakkronen, die krümeln. Und kriegte Lust darauf. Abartig irgendwie. Dabei liegt da ein halboffener Schädel vor mir. Und dann war die perlmut schimmernde harte Hirnahut zu sehen mit ihren feinen Gefässen, korallenriff ähnlich (jess, kein Essensvergleich). Liebevoll und zaghaft schneidet der Chirurg auch diese Schicht durch. Und da liegt es. Nun nackt und ungeschützt. Das Gehirn. Die zentrale Steuerungsanlage unseres Körpers. Unserer Emotionen. Unserer Persönlichkeit. Hallo Gehirn.
Die Fortbildung drehte sich heute ums Nähen und die diversen Stich- und Knottechniken. Dazu verwendeten wir Schweinefüsse vom Metzger, die sogar bezahlt werden müssen. Aber Menschenhaut ist deutlich weicher und einfacher zum Nähen...
Vom Bahnhof Chur geht es jeweils mit dem Velo hoch ins Schwesternhaus. 100 Höhenmeter gilt es zu bewältigen und dabei hat mein Tussiköfferchen perfekt im Platz im Velokörbchen:)
Gestern aus dem nichts war mir plötzlich total übel. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und schlich zum Personalhaus hoch. Dort ging es sofort los mit Durchfall und Erbrechen. Nach fünf Stunden hatte ich bereits mehr als zwanzig mal erbrochen und Durchfall gehabt. Meine Zunge klebte am Gaumen, aber kein Tröpfchen Wasser blieb drin. Ich war langsam am austrocknen und kriegte Angst vor der Nacht, wenn ich niemanden rufen konnte. So schaltete ich meine Medizinerkolleginnen ein und unser aller Diagnosen war dieselbe: Noro-Virus. Nach einem Anruf auf der Notfallstation legten sie mir dort Infusionsmaterial bereit, damit ich die Nacht gut überstehen kann. So legte mir eine Kollegin die Infusion und ich fühlte mich nach dem ersten Liter, den wir reinfliessen liessen, gleich wieder besser. Aber die Nacht war trotzdem unschön... Doch morgens um acht Uhr hörte der Spuk so plötzlich auf, wie er begonnen hatte. Ich konnte wieder Flüssigkeit behalten und zog mir die Infusion wieder raus. Jetzt heisst es wieder aufpäppeln und hoffen, dass ich niemanden angesteckt habe, denn Hygienerichtlinien konnte ich nicht mehr immer einhalten bei all den "Notfällen" und Schwächen...
Eigentlich wollten meine mich betreuende Assistenzärztin und ich nur zuschauen gehen bei einer Wirbelsäulenversteifung. Aber der operierende Orthopäde meinte, dass wir ja von weitem nichts sähen, sondern uns auch waschen und an den Tisch stehen sollten. So standen wir plötzlich bei der vierstündigen OP am Tisch. Sahen zu, wie die Operateure sich durch Fett und Muskeln auf die Wirbelsäule vorarbeiteten, Schrauben in die Wirbelsäule einbrachten, diese mit Stäben verbanden, die Abstände zwischen den Wirbeln vergrösserten und die Bandscheibe dann rauskratzten. Anschliessend wurde diese Lücke wieder mit einem Platzhalter und Knochenmaterial vom Beckenkamm gefüllt. Dazu mussten wir zwei "Zuschauer" mit einer Zange grobe Knochenstücke zerkleinern. Knochen knabbern meinte die Instrumentierende. Das Highlight für mich: Ich durfte noch die Haut zunähen:)
Am Dienstag um 7.10 Uhr begann die Einführung. Im Kantonsspital Graubünden auf der Chirurgie läuft es schön geregelt ab, wir Unterassistenten wurden vom Chefarzt persönlich begrüsst und im Rapport allen Chirurgen vorgestellt (etwa 50 Augenpaare schauten einem an). Wir bekamen ein Programm mit allen Einführungsverantstaltungen. Eine Ärztin führte uns ins Klinikinformationssystem ein. Und wenn wir noch nicht eingeführt wurden (beispielsweise ins Katheter legen), müssen wir es auch nicht machen. So einfach. Es geht. Man kann willkommen geheissen und eingeführt werden. So dass man sich nicht ganz so verloren fühlt. Ich beginne auf der Neurochirurgie, eine eher kleine Station. Das Team besteht aus einem Assistenzarzt, einem Oberarzt, einem leitenden Arzt, einem stv. Chefarzt und einem Chefarzt. Mein Assistenzarzt (mein direkter „Vorgesetzter“) ist ein gemütlicher Bündner. Ich schaute einige OPs zu (am Kopf oder an der Wirbelsäule) und konnte Patienten aufnehmen. Die Patientenflut und der –umsatz ist nicht so hoch. Nur leider wird es schon so früh dunkel, dass ich von der umwerfenden Umgebung trotzdem nicht viel habe. Mit zwei anderen Unterassistenten ging ich im Dunkeln aber mal noch Chur-Sightseeing joggend machen. Das Personalhaus ist alt. Sehr alt. Es erinnert mich an die „Hanni und Nanni“- Romane. So Internatfeeling. In meinem Zimmer sind die Einbauschränke aus Holz und neben dem Bett sind Schäftchen mit Schiebetürchen. Die Küche und das Bad werden geteilt. Internatfeeling. Aber hier sind viele Unterassistenten im Personalhaus und wir kochen abends zur gleichen Zeit und sitzen dann wie eine grosse Familie am Tisch. Das ist total schön. Und am Donnerstag gibt es Chirurgensport. In einem Schulhaus in Chur tobten sich diverse Ärzte beim Basketball und Unihockey aus. Auch dies spricht für den guten Teamgeist hier. Ich freue mich jedenfalls auf die weiteren Wochen.
Zutaten:
5dl Rahm
1 Pack Vanillezucker
500g Zucker
40g Butter
Zubereitung:
1. Rahm, Vanillezucker und Zucker unter ständigem Rühren aufkochen (die Masse soll ständig blubbern)
2. nun heisst es 30-45min rühren
3. die Masse dickt gegen Ende ein und beginnt sich dann vom Pfannenrand zu lösen (das geht plötzlich schnell!)
4. Butter dazugeben, verrühren, Pfanne sofort vom Herd
5. die Masse auf einem Backpapier ausgiessen
6. auskühlen lassen und dann zuschneiden
In einem OP kann man viel falsch machen. Deshalb plaudere ich ein bisschen aus dem Nähkästchen:) Um einen OP betreten zu dürfen, muss man sich erst mal bis auf die Unterwäsche ausziehen und die Schuhe wechseln, es soll schliesslich alles so sauber wie möglich sein. Ausserdem gehören die Haare unter eine Haube. Und den Mundschutz sollte man auch sicher mal einstecken. Wo die Grenzen sind, um ihn hochziehen zu müssen, ist je nach Haus anders, aber spätestens vor dem eigentlichen OP-Saal. Ja, und bei den Hauben geht es schon los. Es gibt tausende Formen: Mit durchgehendem Gummizug, mit nur hinten angebrachtem Gummizug (oder sollte er doch vorne sein?), zum Binden bis unter den Hals um allfällige Barthaare zu verstecken. Und je nach Frisur eignet sich nur die eine oder die andere. Und auch zum Masken binden gibt es die unterschiedlichsten Techniken, wichtig ist einfach, dass sie sitzt und weder hoch noch runterrutscht. Wieso, werdet ihr noch lesen. Sachte beim Betreten eines OP-Saals. Die technischen Operationsassistenten (OPs-Schwestern) haben immer alles im Blick. Alles, was auf grünen Tüchern liegt, darf nicht angefasst werden, denn es ist steril. Berürt man es, ist es unsteril und je nachdem auch gleich alles andere auf dem Tuch. Unsteriles darf nicht mehr verwendet werden und muss ausgetauscht werden. Schliesslich sind dann deine Bakterien auf den Gegenstand gehüpft. Also von allem grünen mindestens einen Meter Abstand nehmen. Und sachte auch vor Menschen, die in bodenlangen Kleidern im Saal rumschweben, die sind auch bereits steril. Ja, ein Mensch kann steril werden. Dazu muss er sich zuerst drei Minuten die Arme und Hände bis zum Ellbogen schrubben. Anschliessend darf unter keinen Umständen mehr was angefasst werden, sonst darf die Waschung nochmals von neuem begonnen werden. Deshalb lassen sich Türen im OP durch Bewegungsmelder öffnen. Mit Händen in der Gebetsstellung (es darf kein Sterilium vom Ellbogen zurück zur Hand laufen, wäre ja vom unsterilen ins sterile Gebiet) betritt man also den OP-Saal. Und wehe, man merkt nach der Händewaschung, dass der Mundschutz noch nicht oben war oder die Haube nicht sitzt. Dann muss man mit Geischtsgymnastik versuchen das Teil zu verschieben oder jemanden bitten, es für einen zu richten. Aber auf keinen Fall mehr anfassen! Die TeOA gibt nun das Kommando, wann man sich nähern darf, nämlich dann, wenn sie das Gewand (hinten offen) bereit hält. Darin schlüpft man hinein, bis die Hände vorne rauskommen, aber sanft rauskommen, nichts und niemanden berühren! Die TeOA zupft einem die Ärmel dann auf die richtige Länge nach hinten, damit die Hände vorne rauskommen. Nun hält sie einem die sterilen Handschuhe hin, so dass man nur hineinschlüpfen muss. Während dieser Zeit wird das Gewand hinten geschlossen von einer unsterilen Person. Abschliessend muss das Gewand noch ganz geschlossen werden, dabei wir ein Saumende der TeOA in die Hände gegeben, während man das andere in der Hand behält. Nun wird eine 360°Grad Wendung ausgeführt, so dass man sich quasi steril einwickelt. Fertig. Zurücktreten und Arme auf den Bauch legen. Und immer in dem Moment beginnt die Nase zu jucken oder das Ohr zu kratzen, aber bewahre, nicht kratzen! Wenn die Nase läuft, gibt es nur eines: abschlecken. Und ja nicht in die Ellbeuge niesen! Arm ist steril, Kopf nicht! Und ein ähnliches Spiel läuft auch mit dem Patienten: Die OP-Stelle wird desinfiziert und anschliessend alles andere mit grünen Tüchern abgedeckt, so dass die sterilen Personen sich sorgenfrei nähern können und endlich wieder was berühren dürfen:)
Die Mamma. Die Brust auf Medizinerdeutsch. Heute standen drei Brust-Operationen auf dem Programm. Am Stück. Ich stand von 09:30 Uhr bis 17:30 Uhr im OP. Die Wechselzeiten mit 20 Minuten sind jeweils ziemlich kurz, das reicht für einen WC Gang, ein Glas Wasser und ein Honigbrot. Um zu überleben habe ich extra eine Doppelschicht Honig draufgeschmiert. Möglichst viele Kalorien auf wenig Platz und in wenig Zeit. Die OPs waren faszinierend. Das tönt vielleicht etwas verstörend, schliesslich sind das alles Brustkrebspatientinnen. Aber die Schicksale der Frauen spielen am Tisch keine Rolle. Es geht darum, den Tumor zu entfernen. Sobald er rausgeschnitten ist, werden die Ränder mit Faden markiert und an die Pathologie geschickt. Die sagen dann innerhalb von 20 Minuten, ob es an den Rändern auch noch Tumorgewebe hatte. Wenn ja, muss noch mehr rausgeschnitten werden, weil der Tumor ja in dem Fall nicht komplett rausgeschnitten wurde. Anschliessend wird das "Loch" möglichst mit Eigengewebe wieder gefüllt und die Haut so aneinandergenäht, dass weder Einziehungen noch Ausstülpungen entstehen. Ausserdem werden in der Achselhöhle mitbetroffene Lymphknoten entfernt. In diesem Bereich hat es ziemlich viele Nerven und Gefässe, die sorgfältig freipräpariert werden müssen. Anatomiebuch live. Aber so lange stehen ist echt anstrengend. Meine Füsse und mein Rücken schmerzten irgendwann einfach nur noch. Und irgendwie musste ich mich wach halten, denn meine Aufgabe bestand lediglich darin, das Operationsfeld mittels Haken schön für die Operateure offen zu halten. Und die Fäden abzuschneiden. Und eben aufpassen, dass ich dabei nicht einschlafe, weil es einfach wenig Input fürs Gehirn ist. Aber ich habe den Mamma-Marathon ohne Kollaps überlebt und bin jetzt am Beine hochlagern...
Seit heute nach dem Feierabend (ausnahmsweise 16Uhr:) bis Montag um 8.00 Uhr habe ich durchgehend Pikett. Das heisst, ich kann zu jeder Zeit angerufen werden und muss dann innert Minuten im Gebärsaal für einen Kaiserschnitt bereit stehen. Tagsüber habe ich normal Dienst. Falls man in der Nacht gerufen würde, darf man morgens ein bisschen länger schlafen. Nun, was heisst Pikett also: Pikett heisst, dass ich mich nicht aus meinem Zimmer bewegen darf (kein Joggen!) und es eigentlich auch nur ganz knapp für den Einkaufsladen über die Strasse reicht. Im Notfall müsste ich halt ins Spital zurückrennen. Pikett heisst auch, dass ich beim Duschen hoffe, dass das Telefon nicht klingelt, wenn meine Haare voller Shampoo sind. Oder wenn das Essen gerade fertig ist. Pikett heisst auch, die Kleider und den Badge (der als Schlüssel im Spital dient) bereit neben dem Bett liegen zu haben, weil man im Tiefschlaf nur bedingt denkfähig ist. Bisher wurde ich noch nie gerufen. Mal schauen, ob dies die nächsten vier Tage so bleibt...
Ich mag den Herbst. Ok, er lässt Platz für trübe Gedanken. Aber diese Farben! Wie sich die Blätter von saftgrün über sonnenaufgangsorange, bordeauxrot, kupfergold, sonnengelb zu sandbraun verfärben. Im Sonnenlicht scheint der Wald zu leuchten, zu brennen. Wie der Regenbogenfisch im Wasser. Und wenn die Sonne auch mal nicht scheint. Wie sich dieser Nebel zwischen die Bäume legt, als wolle er sie sanft umarmen. Als wolle er uns etwas verheimlichen und uns dazu einladen, es zu entdecken... Ok, beim Biken gestern war es bisweilen etwas kriminell wegen der rutschigen Steine und Wurzeln, aber ein Bike lässt sich ja auch schieben. Nur ungern zwar. Dafür lädt der Herbst auch zu gemütlichen Backstunden ein!
Zutaten:
für 2 Personen
100g Kürbis
2 Kartotten
1 Zehe Knoblauch
100g Hackfleisch
1 Zwiebel
125ml Rahm
200g Nudeln
Zubereitung:
0. Nudeln kochen:)
1. Kürbis und Karotten schälen und in feine Scheibchen schneiden
2. beides zusammen in Butter andünsten
3. mit wenig Rahm ablöschen und köcherln lassen, bis Kürbis und Kartotten weich sind
4. Knoblauch und Zwiebel feinhacken und mit Hackfleisch dazugeben, alles nochmals anbraten
5. mit restlichem Rahm ablöschen
6. Nudeln daruntermischen