Mit dem VW-Büsschen düsten wir auf den Eggberg bei Bad Säckingen, jeweils einer fuhr den Bus wieder runter, die anderen nahmen nur zwei Räder. Zuerst noch bei Donner, doch die Wolken verzogen sich schnell, recht so!! Wir wollten Spass und kriegten ihn mit einem Trail in perfektem Zustand: nicht zu trocken und nicht zu nass. Spass pur. Abschalten. Nur die 20m vor einem im Kopf. Dutzende von Entscheidungen in Milisekunden: Sprung nehmen oder nicht? Rechts oder links über die Wurzel? Bremsen oder laufen lassen? Kein Platz mehr für Gedanken über Pathologie oder sonstige leidige Themen. Nur noch das Bike, die Natur und ich. Der Wald im Goldglanz der untergehenden Sonne. Auf WIEDERsehen!
Letztes Wochenende war ich als Sanitäterin am Crea Festival auf der Chrischona dabei. Und es war eine ernüchternde, aber lehrreiche Erfahrung. Als ich zum Team stiess (die meisten anderen waren Mitglieder des Militärsamaritervereins), wollte ich mich mal mit den hiesigen Medikamenten bekannt machen. Und staunte nicht schlecht, als da nicht mehr als in einer guten Hausapotheke zu finden war. Eine Chirurgin, die auch einfach zum Mithelfen kam, staunte auch nicht schlecht. Bei gröberen Sachen waren wir also sofort auf Hilfe von aussen angewiesen... Schnell stellte sich heraus, dass die höchste medizinische Ausbildung der Stufe des "Transporthelfers" entsprach. Ich versuchte herauszufinden, welche Algorithmen sie verwenden. Doch auf die Frage, was ich bsp. machen soll, wenn ein Konzertbesucher kollabiert, meinten sie nur: "Ja, behandeln, was sonst?" Aha. Und als sie dann stehend (!) tatsächlich mal eine zuvor Kollabierte brachten und ich mich mit ihr unterhielt, ob sie sich nichts angeschlagen, kein Übelkeit/Erbrechen etc., ihr den Blutdruck mass und sie einen von 140/95 mmHg hatte, sie dann aufs Sofa mit Wasser zum Trinken setzte, erntete ich Unverständnis, "die Patientin habe doch was mit dem Kreislauf gehabt". Ja klar, aber es gab keine Anzeichen mehr, dass was nicht gut wäre, immerhin war sie auch schon in Begleitung der Sanitäter aufrecht in die Sanistation hereingelaufen. Und wir hatten nur drei Betten, wovon eines gerade von einer übermüdeten Teilnehmerin zum Ausschlafen verwendet wurde... Aber die Samariter waren massiv motiviert, sie freuten sich über jedes Pflaster, dass sie kleben durften, stürzten sich regelrecht auf die Patienten, so dass ich mich zurückzog. Sogar in der Nacht, als sie eigentlich nicht eingeteilt waren, sassen die Samariter noch rum und ich sehnte mich eigentlich nach meinem Bett, wollte aber doch nicht asozial sein... Schwierig für mich, denn ihr Elan stiess bei mir eher auf Unverständnis: Wer baut schon sein privates Auto so um, dass er eine Bahre transportieren kann? Aber irgendwann musste ich mir eingestehen, dass es Leute mit solcher Leidenschaft mehr als braucht und für so einen Anlass auch absolut reicht, weil mir mein Wissen mehr im Weg stand und ich ständig im Kopf alle möglichen Alarmzeichen bei den harmlosesten Verletzungen überlegte, statt einfach vom einfachen und häufigen auszugehen. Schliesslich waren wir hier kein Spital. Und falls es doch mal hart auf hart kommt, würden die Samariter bestimmt schneller als ich checken, dass sie überfordert sind und frühzeitig Hilfe anfordern. Manchmal ist weniger wissen besser. Viel besser.
Letztes Wochenende ging es mit Kollegen von Kollegen in die Ferienwohnung der Eltern der Kollegen von Kollegen im Wallis. Die Bikes natürlich mit dabei im Gepäck. Die Sonne und die Berge lockten, so dass wir zwei wunderschöne Touren machten. Eine davon führte aufs Illhorn. Nach einer langen Postautostrecke (danke Poschti, fürs Höhenmeter abnehmen!), strampelten wir noch die letzten Höhenmeter auf den Illpass. Von dort hiess es das Bike mehr oder weniger aufs Illhorn tragen, von wo aus man einen wunderschönen Rundumblick auf die Alpen inkl. Matterhorn genoss. Die Abfahrt gestaltete sich zunächst als ziemlich kräftezerrend (jedenfalls für mich...), weil es das Bike immer wieder über verblockte Stellen und Schneefelder zu tragen galt. Die Fahrstrecken dazwischen waren dann auch eher tricky und nicht "erholsam". Aber je länger, je flowiger wurde es. Und eigentlich war es wirklich spassig. Im Tal angekommen kühlten wir uns mit einem Sprung in die Rhone ab, bevor es in Sierre noch ein Glace gab.
Routenbeschrieb: Sierre - Chandolin (bis hier Postauto, 1979 müM) - Alpage de Chandolin (2368 müM) - Tsapé (2580 müM, ab hier Singletrail hochfahren/-schieben) – Pas de l’Illsee (2544 müM) - Illhorn (27017 müM) – Illsee (2360 müM) – Illalp (1821 müM) – Meschlen (1330 müM) – Berghüsli (1109 müM) – Pulligen (809 müM) - Pfynwald – Sierre
Ein offenes Fenster beim Schlafe sollte doch jedem möglich sein. Ich meine Atmen ist eigentlich schon ein nicht zu unterschätzender Biomechanismus, den man mit frischer Luft unterstützen sollte. Nur erlebe ich zur Zeit morgendlich ein neues Erwachen: An meiner Scheibe kleben innen ganz viele kleine Mücklein. Sie schwirren auch im Zimmer umher und sterben irgendwo, um sich dann dort, wo sie halt grad rumschwirren, tot auf irgendeinen Gegenstand in meinem Zimmer zu plumpsen. Frechheit! Sucht euch euren Sterbeort woanders aus! Und überhaupt, was macht ihr in meinem Zimmer? Bisher hatte ich nie Probleme mit diesem Ungeziefer. Was ist dieses Jahr anders? Ich weiss, ein Problem ist, dass die auf der gegenüberliegenden Strassenseite stehende Strassenlaterne sich an meiner Scheibe reflektiert und die Mücklein sich deshalb von dieser Pseudosonne angezogen fühlen. Aber diese Strassenlaterne steht auch schon seit Mose da! Und dann fiel es mir auf! Momentan fühlt sich kein achtbeiniges Wesen heimisch vor meinem Fenster, es hat kein Spinnennetz, das mir die lästigen Mücklein zurückhalten würde. Freunde, wo seid ihr?! Braucht ihr einen Wegweiser ins Schlaraffenland?
Gerne präsentiere ich euch hier schriftlich meine Siegertext des Literaturwettbewerbs der Nacht des Glaubens (siehe letzter Blogbeitrag).
Psalm/139 2.0/updated
1 Ein Psalm Valerias, abzuspielen.
Gott, du kennst alle meine Tweets, meine Posts, meine Blogs
2 ob ich sitze oder liege,
stehe oder fliege
3 trotz Flugmodus kennst du mein aktuelles Befinden
4 bist auch bei leerem Akku bestens über meinen Status informiert
mein treuster Follower, der immer reagiert
verstehst mich, auch wenn 5min Filmzeit zum Erklären nicht reichen
erreichen dich doch meine Gedanken
und auch Internetausfälle sind keine Schranken
bereits vor dem Upload kennst du den Inhalt
5 und käme auch Gewalt
so umgibst du mich schützend wie ein Aufprallkissen
6 und dies zu wissen
übersteigt die Fähigkeit meiner Synapsen
Neuronen am Glühen, wenn sie sich bemühen
zu verstehen, wie dies gehen
7 soll. Denn es gibt keinen Ort,
wo du nicht dort
vor dir zu fliehen,
sich dir zu entziehen
unmöglich
8 stiege ich in eine Rakete und flöge im Universum umher
wäre ich doch nicht fern von dir
9 tauchte ich mit dem U-Boot in den Marianen Graben
sähe ich auch dort deine Beigaben
erklömme ich den Mount Everest
10 so würdest du auch diesen Test bestehen,
denn deine Anwesenheit würde mit mir gehen
auch wenn ich dein Angesicht nicht direkt sehen kann
11 und spräche ich, dass ich in keinem Netz der Welt mehr erreichbar sein will
offline auf allen digitalen Kanälen
so dass mich Follower nicht mehr quälen
12 so wäre doch offline nicht offline bei dir
und die Netzstärke wäre gewiss auf der höchsten Stufe
und du hörtest bestimmt all meine Anrufe
13 denn du hast meine DNA geformt,
Base an Phosphat und Zucker gereiht
durch Zellteilung dafür gesorgt, dass ich weitergedeiht bin
wohlbehalten im Uterus meiner Mutter
14 ich like deine Arbeit an mir
denn wie alle deine anderen Errungenschaften
bin ich gut geworden
das Nobelpreiskomitee müsste mehr Preise vergeben,
fürwahr das würde überborden
aber damit kann ich leben
15 und auch als ich erst noch keinen Millimeter gross war
zerschmolzen aus zwei unterschiedlichen Zellen
schon da ein Sieger eines Rennens
als Produkt von Liebesflutwellen
war ich dir, meinem ersten Follower, schon bekannt
16 und bereits da wusstest du meine Storyline
meine Posts, Blogs und Tweets
obwohl sie meine Finger noch nicht geschrieben
meine Kamera noch nicht geschossen
mein Computer noch nicht geschnitten hat
17 deine Gedanken, mein Gott, sind zu unendlich
unermesslich, unaufhörlich, unbeschreiblich
als dass ich sie alle speichern könnte
keine Festplatte der Welt reichte dafür aus
18 wollt sich sie zählen,
müsst ich mich quälen
denn es sind mehr als alle veröffentlichten Posts, Tweets und Blogs dieser Welt
und auch wenn ich es wüsste,
die Zahl in den Sand schreiben müsste
wärst du ungeachtet dessen immer noch bei mir
19 hey Gott, sperre doch die Accounts meiner Follower, die mich disliken und unsubscriben
20 sie posten schlechte Dinge über mich
und auch über dich
verleumden dich und dein Wort
jagen dich fort
21 und wenn sie dir nicht folgen und dich nicht liken
sollt ich da nicht auch streiken
22[updated] aber dein Sohn hat mich gelehrt
dass auch wer sich gegen deine Liebe wehrt
nicht ungeliebt davonkommt
und ich deshalb auch bei dieser ReLOVEution mitmachen soll
23 deshalb, Gott, erforsche mich
lege mein Herz unter dein Mikroskop
seziere meine Gedanken
interpretiere meine Worte rückwärts
und verstehe wie ich es meine
denn viele meiner Reime
sind nicht reine
und Gott, auch wenn du mein erster Follower warst
und dich mir immer wieder auf neue Weise offenbarst
so möchte ich dich jeden Tag neu liken und dir followen
24 und zeig auch mir, ob dir gefällt, was ich treibe
auf dass ich für immer dein BFF[1] bleibe
Diese Woche habe ich das Privileg mit 4 Mitstudierenden im wunderschönen Haus einer Grossmutter eine Lernwoche im Tessin zu verbringen. Das Haus liegt am Hang mit Blick auf die Berge und den Lago di Maggiore. Vom Stubentisch aus. Perfekte Lernatmosphäre. Morgens ist um 7 Uhr Frühstück, dann wird gelernt bis 12.30 Uhr und nach dem Mittagessen geht es nochmals weiter, bis alle fertig sind mit ihrem Lernstoff. Wir sind alle gleich diszipliniert, deshalb funktioniert das wunderbar. Die Verantwortlichkeit der Mahlzeiten haben wir untereinander aufgeteilt, so dass jeder für ein Abendessen gleich die doppelte Menge kocht, damit es für das nächste Zmittag auch gleich noch hat. So muss man eigentlich einmal kochen, einmal Frühstück machen und einmal mittags aufwärmen. Ein ausgeklügeltes und ressourcensparendes System. Echt eine gute Abwechslung zum Lernalltag zu Hause. Ausserdem locken ums Haus wunderschöne Trails, so dass mit dem Bike geniale Feierabendrunden gedreht werden können mit anschliessendem Sprung in den See und kühlem Bier, um den Speicherprozess im Hirn zu stimulieren...
Am Freitagabend reisten Gabe und ich zu meinen Studienkollegen ins Tessin, die dort dem Lernen und Dolce Vita fröhnten. Das Wochenende ist jeweils frei, so dass Gabe und ich mit einem weiteren Kollegen die Gegend mit dem Bike unsicher machten. Direkt hinter dem Haus ging es los und wir strampelten den Pass zur Alpe di Neggia hoch. In unblaublicher Rekordzeit killten wir innerhalb 2h 1200hm. Dann ging das Bike schieben Richtung Monte Tamaro los. Als uns Wanderer entgegen kamen und meinten, der Weg sei nicht begehbar wegen Schnee, schwante uns Böses. Doch wir fanden einen direkteren Weg auf den Gipfel des Monte Tamaros. Dafür hiess das, das Bike auf den Rücken zu nehmen. Kniebeugen mit 15kg auf dem Rücken am Laufmeter... Die Aussicht auf dem Gipfel des Monte Tamaros machte aber alles wett: Sicht auf Monte Rosa-Massiv, Dom, Luganersee und Lago Maggiore. Wunderschön! Mit unseren Bikes waren wir auf dem Gipfel natürlich die Exoten. Nach der Plakerei konnten wir uns endlich aufs Bike schwingen, wobei die ersten Höhenmeter das Bike auch noch einige Male über verblockte Stücke getragen werden musste, bevor ein richtig flowiges Stück kam. Spass pur! Immer wieder galt es kleine Bäche zu überqueren und dazwischen kleine technische Passagen. Und das mit Blick auf den See. Wunderschön! Viel zu schnell waren wir in Monti Idacca, wo wir der Teerstrasse folgend nochmals zur Alpe di Neggia hochfuhren. Dieses Mal in der Mittagshitze, es wurde plötzlich ruhig in der Gruppe, jeder litt still vor sich hin. Nun stiegen wir auf dem eigentlich ausgeschilderten Bikeweg ein, dem Carbontrail. Zunächst glich der Trail einer Murmelbahn, wir schlängelten uns kurvig runtern. Doch schon bald schlich der Trail kilometerlang auf der gleichen Höhenlinie, so dass es immer wieder stossen hiess, um über Wurzeln und Steine zu kommen. Es wurde langsam mühsam. Aber im richtigen Moment ging es dann doch wieder runter und die letzten Höhenmeter waren nochmals richtig spassig. Mit der richtigen Technik gelang es auch die engen, verblockten Kurven zu fahren. Und sonst hiess es halt Bike tragen. Am Abend spürten wir deshalb vor allem unseren Rücken mit den Druckstellen vom Bike auf dem Rücken tragen...
Routenbeschrieb
Vira Gamerogno - Alpe di Neggia (1349 müM) - Tamaretto - Monte Tamaro (1956 müM) - Bassa d'Idemini - Alpe di Montoia - Monti Idacca (1200 müM) - Alpe di Neggia (1349 müM) - Alpe di Trecciura (dem Carbon Trail folgend) - Monti di Vira di Sopra - Monti di Vora di Sotto - Piodascia - Magadino Vira (220 Müm)
Gewisse Momente beim Lernen sind zum Verzweifeln, nämlich dann, wenn die Logik nicht weiterhilft, sondern es um pures Auswendiglernen gehen. Wenn die Erkrankung nicht so heisst, wie das, was sie eigentlich darstellt. Sondern wenn sich irgendein (meist männliches) Wesen in der Namensgebung verewigen muss. Dann heisst ein Fehlen eines Organs nicht eben "Fehlen-eines-Organs" auf Latein, sondern Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom. Oder wie ihr im Bild nebenan seht, sind das Krankheiten, die alle durch den gleichen Mechanismus entstehen: ein Absterben des Knochens. Und je nachdem an welcher Körperstelle dies stattfindet, hat sich jemand anders mit seinem Namen verewigt. Na danke!
Die Türe hat nun sogar einen Zeitungsartikel bekommen!!
Nach einem lernreichen Tag wollte ich meine Schwester mit einem leckeren Znacht belohnen, denn auch sie hat fleissig geschrieben für die Uni. Als ich sie frage, was sie sich wünsche, schaut sie mich an und sagte: "Lies es aus meinen Augen!" Ich studierte nicht lange und sagte: "Vorhin beim Biken habe ich ständig von diesen Tomaten-Mozarella-gefüllten-Tortillas geträumt." Sie bricht in Lachen aus: Genau das hatte sie sich gewünscht. Geschwisterhirne sind irgendwie miteinander verbunden. Für immer. Mit einem Somersby haben wir darauf angestossen.
Zu Beginn des Studiums habe ich die Übersicht des Aufbaus des Studiums aufgehängt und konnte so jeden vollendeten Themenblock abhäkeln. Es schien unendlich zu sein, ohne Ende in Sicht, wenig motivierend. Prüfung für Prüfung habe ich mich durch die Semester gehangelt. Das mehr oder weniger bange Warten auf die Ergebnisse, die grünes Licht zum Weitermachen gaben. Um weitere Themenblöcke abhäkeln zu können. Die Motivation stieg. Und nun konnte ich das definitiv letzte Häkchen setzen!! Letzten Freitag ist der letzte Themenblock zu Ende gegangen. Der Plan ist bereits ganz ausgeblichen... Nun heisst es definitiv nur noch lernen!! Nur noch...
In meinem Abfall sammelts sich grad ziemlich viel Schokoladenpapier an, daran kann man erkennen, dass ich mein momentanes Fach nicht sehr schätze: Dermatologie (die Lehre der Haut). Ich hasse dieses Fach regelrecht, es ist das einzige Fach, das bei mir Ekel auslöst. All diese schrecklichen Bilder von Pickeln, Parasiten und Genitalien in allen Farben, Formen, mit jensten Auflagerungen in krümelig, feucht oder trocken. Schrecklich. Es juckt mich permanent am ganzen Körper. Und ausserdem ist dieses Fach für mich völlig logikfrei, es ist, wie wir Studierenden zu sagen pflegen, eine Briefmarkensammlung. Jede Krankheit eine Schönheit für sich ohne Zusammenhang zur nächsten. So dass es absolut bescheuertes Auswendiglernen dieser Bildchen und ihrer Namen ist. Zum Glück sind es nur drei Tage Dermatologie, sonst würden meine Zähne bei all dem Schoggikonsum noch kaputtgehen...
Weil ich ja tagtäglich morgens die Skripten einordnen gehe, sehe ich, wieviele Studierende da in die Vorlesungen spazieren. Es sind nicht mehr als ein Dutzend... Ziemlich frustrierend wohl für die Dozierenden, aber irgendwie hat sich die durchschnittliche Vorlesung in den letzten Jahren trotzdem nicht so angefühlt, als dass sie effizienter als selbstständiges Lernen äre. So sitzen also all die Medizinstudenten in den Bibliotheken und wälzen Bücher, während es die Dozierenden trotz wenig Studenten nicht schaffen, eine interaktive Vorlesung zu halten (habe ich mir sagen lassen). Denn auch ich bleibe den Vorlesungen fern und lerne lieber nach meinem Schema, in meinem Tempo mit meinen Schwerpunkten. Denn die Fragen am Staatsexamen werden sowieso schweizweit von Professoren gestellt, es gelten also nicht nur die Basler Schwerpunkte...
Am Karfreitag starteten wir als Sechsergruppe unsere Reise ins Wallis. In Arolla fing es gemütlich an, als wir uns vom Skilift die ersten Höhenmeter hochziehen liessen, bevor wir definitiv die Felle an die Skier klebten und in praller Sonne zum Pas de Chèvre aufstiegen. Wir waren nicht alleine unterwegs, so dass wir bei der Leiter den Gegenverkehr abwarten mussten. Mit aufgebundenen Skiern kletterten wir die Leiter zum Gletscher runter und erneuerten unseren Sonnenschutz auf der Haut. Nach Überquerung des Gletschers und einem kurzen Gegenanstieg, konnten wir uns bereits ein kühles Getränk in der Hütte gönnen und uns über ein 6er-Zimmer freuen. In Flipflops, Shorts und Shirt genossen wir die letzten Sonnenstrahlen, bevor wir reichhaltig mit einem Viergangmenu (Suppe, Salat, Curryreis, Vanilletörtchen) inkl. Weisswein zum Apero versorgt wurden. Die Matrazen waren angenehm breit, so dass die Nacht ganz komfortabel wurde.
Um 5.15 Uhr Tagwache, Frühstück und los ging es mit dem Rest der Hütte (ausgebucht!, also ca. 60 Pers.). Zunächst galt es wieder den Gletscher zu queren und dann auf ihm aufzusteigen, vorbei an wunderschönen Eisformationen. Das Wetter war uns gnädig gestimmt und wir genossen auf der Pigne d Arolla einen Rundumblick bei starkem Wind. Doch wie angesagt, begann Nebel einzuziehen, so dass wir den Weg zur Hütte etwas suchen mussten, aber dann problemlos fanden. Bereits vor Mittag waren wir da und die einen gönnten sich eine monströse Rösti mit noch richtigem Speck voller Fettaugen. Dann galt es irgendwie die Zeit zu geniessen bis zum Nachtessen: schlafen, reden, Rummikub spielen, Heftli von 1984 lesen... Zum Znacht füllte sich die Hütte wieder und wir füllten unsere Energiereserven mit Pasta und Bohnen. Mit dem frischen Neuschnee draussen, ja es hat zu schneien begonnen, versuchten wir eine Katzenwäsche, denn fliessendes Wasser gab es keines. In einem grösseren Massenschlag war die Nacht dann nicht ganz so komfortabel.
Wiederum um 5.15 Uhr Tagwache, doch um 7 Uhr sassen immer noch alle Gruppen in der Hütte: Draussen blies starker Wind und die Sicht war schlecht bei Nebel. So musste eine Entscheidung gefällt werden: Weiter, bei eher mässigen Verhältnissen auf eine Route, wo es keine Abbruchmöglichkeit gab und Rettung bei diesem Wetter wohl auch nicht möglich wäre. Oder einen Tag auf der Hütte warten und auf besseres Wetter hoffen. Oder aber abbrechen und nach Arolla fahren. Wir wählten die vernünftigste Variante und brachen ab, fuhren bei Nebel noch durch ein Schäumchen Pulverschnee nach Arolla. Dort hatten wir leider den Bus um 30min verpasst und der nächste kam erst in 5h. So schlossen wir uns mit einer anderen Gruppe zusammen und bestellten ein Taxi. Davor reichte es noch für eine Crépe im Restaurant. Ziel jeder Tour ist es, wieder heil heimzukommen: Das haben wir geschafft. Und die Fortsetzung der Tour folgt hoffentlich bald!
Routenbeschrieb:
Tag 1: Arolla - Skilift Fontanesse 1 - Aufstieg über den Pas de Chèvre (2855m) zur Cabane des Dix (2928m)
Tag 2: Überschreitung der Pigne d’Arolla (3790m) und Abfahrt zur Cabane des Vignettes (3160m)
Tag 3: Col de l’Evêque (3377m) - Abfahrt über Haut Glacier d‘ Arolla - Aufstieg zur Cabane de Bertol (3311m)
Tag 4: Aufstieg zur Tête Blanche (3707m) - Abfahrt über den Stockji- und Zmuttgletscher nach Zermatt (1605m)