Wo bliebst du bloss, liebe Zivilcourage? Gestern, als sich zwei Männer im Tram anstressten. Dabei sah es doch zunächst so aus, als kannten sie sich, der dunkelhäutige Geschäftsmann und der betrunkene Mann. Sie sprachen jedenfalls in einer mir unbekannten Sprache... Doch es täuschte. Vielleicht. Jedenfalls verfolgte der Betrunkene den Geschäftsmann, als dieser im Tram davongehen wollte, um Distanz zu gewinnen. Und die Tonart des Betrunkenen liess erahnen, dass die Eskalation kurz bevor stand. Der Geschäftsmann sprach immer wieder beschwichtigend auf ihn ein. Nichts half. Das ganze Tram hielt den Atem an. Ein spannendes Drama mit unbekanntem Ausgang. Die Rollen waren klar verteilt: Zuschauer und Schauspieler. Ein Eingreifen der Zuschauer scheinbar nicht vorgesehen. Kurz vor dem Aussteigen des Geschäftsmannes stand doch ein junger Zuschauer auf und versuchte den Betrunkenen ebenfalls zu beruhigen. Doch die Situation eskalierte, als der Betrunkene dem Geschäftsmann an die Gurgel wollte und anschliessend sein Bier über dem Geschäftsmann verschüttete. Die Zuschauer applaudierten nicht, sie wechselten ihre Sitzplätze eine Reihe nach hinten. Das war alles. Liebe Zivilcourage, wo bliebst du? Hast dich einfach aus dem Tram gestohlen? Wie hat sich wohl der Geschäftsmann in dem gut besetzten Tram gefühlt, von allen (ausser dem jungen Zuschauer) allein gelassen? Keiner fragte, ob sie sich kennen. Ob es ihm gut ginge. Ob der Betrunkene sich doch einfach setzen und ruhig sein könnte. Ob man sein Handy doch schnell weglegen sollte oder zumindest die Polizei damit rufen. Keiner half. Inklusive mir. Scham pur. Verdanke doch genau ich mein Leben einer eingreifenden Frau, die noch zwei kleine Kinder bei sich hatte. Es gibt also keine Ausreden. Keine. Wenigstens die Polizei rufen kann jeder. Jeder. Gott, hilf mir, dass ich nie mehr einfach nur zuschaue. Liebe Zivilcourage, komm zurück!
Gestern galt es zum allerletzten Mal so richtig ernst im Studium. Um 8.00 Uhr wurden wir während 45min eingeführt, wie die praktische Prüfung ablaufen wird. Mittels Farben wurden wir in drei Gruppen eingeteilt, die jeweils einen Postenlauf à 12 Posten zu absolvieren hatten. Auf dem Boden waren schön durch die Treppenhäuser jeweils mit Pfeilen in den entsprechenden Farben die Wegstrecken zum nächsten Posten markiert. So stand ich mit klopfendem Herzen vor dem ersten Posten mit dem Papier an der Türe, unter dem sich die Aufgabenstellung versteckte. Ich konnte mir einem reinen Anamnese-Posten beginnen, was mir den Start erleichterte. Ausserdem reichte es mir vor der Türe noch kurz meine wichtigsten Schemen zu notieren, so dass ich die wichtigen Fragen hoffentlich durch auf den Zettel spicken nicht vergesse. Insgesamt fühlte ich mich wohl bei der Prüfung, der Notfallposten war ziemlich stressig, weil der Kreislauf der Patientin während der Befragung plötzlich flöten ging, das floss dann einiges an Schweiss, aber sie hat glaub überlebt:) Und den einen habe ich wohl komplett falsch diagnostiziert und ins falsche Zentrum überwiesen... Aber schlussendlich sind das nicht alle Punkte, die Befragung und die Untersuchung habe ich ja sauber gemacht, einfach die Konsequenz daraus nicht... (Ich darf keine genauen Informationen zum Prüfungsinhalt weitergeben, strikt verboten...) Der Countdown lief gut sichtbar auf grossen Fernsehmonitoren. Ohne Unterbruch liefen die Sekunden runter: Klingelton - Blatt umkehren und Fragestellung lesen - rein ins Zimmer zum Patienten die Aufgabe erledigen - 2min vor Schluss des Postens Warnklingelton - Klingelton zum Zimmer Verlassen - raus aus dem Zimmer zum nächsten Posten (Wechselzeit 2min). Einmal gab es 15min Pause für die Schauspielpatienten und Examinatoren. Und zweimal einen Pausenposten für uns Studenten, wo wir aufs WC durften. Als Zwischenverpflegung bekamen wir ein Säckchen mit einer Banane, einem Schoggistängeli und einem Farmer. Ausserdem zu Beginn eine Wasserflasche. Aber unaufhörlich liefen diese Uhren. Im Zimmer sichtbar für mich auf einem Ipad. Pro Zimmer waren es also 3 Ipads: Eines als Uhr für den Studenten, eines als Uhr für den Examinator und eines als Checkliste zum Abhäkeln, was ich gemacht habe, für den Examinator. Es war anstrengend, sich immer wieder neu zu motivieren alles sauber zu machen, irgendwann wusste ich nicht mehr, ob ich jetzt jene Patientin schon gefragt habe, ob sie raucht, oder ob das die vorangehende war. Als ich dann die Türe des letzten Postens hinter mir schloss, war die Erleichterung riesig. Aus und vorbei. Geschafft. Die Resultate der Prüfung erhalten wir Ende Oktober. Es war wunderschön mit dem Fahrrad nach Hause zu fahren und zu wissen, dass ich jetzt nicht mehr lernen gehen muss!! Zu Hause gab es erst mal eine Dusche und ein leckeres Stück Kuchen (Danke Mom!!). Anschliessend wollte ich sofort alle meine Uni-Skripten loswerden, ich habe sie zum Lernen nie gebraucht, dazu verwendete ich alleine Amboss und teilweise noch Bücher. Und alle diese Ordner in meinem Zimmer waren mir ein Dorn im Auge. So band ich genüsslich Bündel um Bündel und weil gerade Papierabfuhr ist, konnte ich gleich alles vors Haus stapeln! Ausserdem bestaunte ich meinen Lernplan, den ich im November mal noch erstellt hatte: Jeden Tag habe ich mit einem gelben Marker abgestrichen und notiert, was ich gelernt habe. Und nun ist der Plan fertig!!
Wer gerne das offizielle Video des BAG schauen will, wie die Prüfung abläuft:
Ich hörte plötzlich Stimmen draussen vor meinem Fenster: "Schaut mal Kinder, es hat bereits Ballone!" Neugierig blickte ich aus dem Fenster und sah eine Kindergartenschar mit ihrer Lehrerin. Sie würden doch nicht etwa... nein, oder? Doch! Genau wie zu meiner Zeit zog die Lehrerin einen Leiterwagen. Als der kleine Francesco dann endlich aus der Wohnung rauskaum, durfte er sich einen Superheldenumhang anziehen und die Kinder sangen ihm Glückwünsche zu (nein, nicht das langweilige Happy Birthday!). Sie kriegten sogar kleine Instrumente zur Begleitung. Die Mutter drückte der Lehrerin noch eine Tüte mit dem Kuchen in die Hand. Dann zottelte die ganze Gruppe unter dem Applaus zahlreicher Nachbarn los. Der kleine Francesco wurde an vorderster Front von seinen Kameraden gezogen. Ich fragte mich, ob er wohl auch wie ich damals ein bisschen traurig war, dass er so nah am Kindergarten wohnt und die Geburtstagsfahrt so schnell wieder vorbei war?
Die letzte Prüfung steht an und die Motivation zusammenzukratzen ist echt schwierig. Aber meine drei Lieblingsleidensgenossinnen im Studium kämpfen mit mir. Wir treffen uns morgens zum gemeinsamen individuellen Lernen. Und wenn eine verhindert ist, weil sie was vorhat, fällt es den anderen automatisch schwerer zu lernen, weil ja die andere auch nicht am Lernen ist... Was für eine Logik... Nach dem gemeinsamen Zmittag (wir testen alle schnellen Menues) geht es dann ran an den Speck. Am Nachmittag ist obligat zu viert gemeinsames Fälle üben. Als Lernbuch benützen wir Probefälle vom amerikanischen Staatsexamen. Darin sind bereits Fälle vorformuliert mit der genauen Patientenbeschreibung (Patient wirkt ängstlich, ist verärgert etc.) und den Antworten auf alle Fragen ("Wie sieht Ihr Stuhlgang aus?"). Auch die Untersuchungen und die nötigen weiterführenden Untersuchungen (Labor, Röntgen etc.) sind genau beschrieben und die möglichen Diagnosen, die der Patient haben könnte. So spielen wir jenste Fälle durch (vom Säugling mit Fieber, über den jungen mit erster Drogenerfahrung über den alten Herrn mit Erektionsproblemen) und versuchen innerhalb der 13 Minuten eine komplette Anamnese und Untersuchung hinzukriegen, so dass wir auf die möglichen Diagnosen kommen. Auch eine sogenannte "challenging Question" hat jeder Fall parat: "Wird mein Kind wieder gesund?" "Darf ich trotzdem in die Ferien reisen?" "Muss ich sterben?"... Wir stärken uns mit Schoggi und dem Durchblättern von Möbelkatalogen in den Pausen und versuchen wirklich wie normale Arbeitszeiten zu lernen: von 8- 17 Uhr. Nun beginnt der Countdown, am 4./5. September (für mich am 5. September) gilt es ernst... Und dann ist diese Zeit des ewigen Lernens und sich selber motivieren und dann doch wieder auszutricksen und nicht zu lernen endlich vorbei.
Während in anderen Fachdisziplinen ein Bachelor oder Master gebührend gefeiert wird mit Fete, Cüpli, Pauken und Trompeten, kam mein Masterzeugnis ganz unscheinbar im grossen Briefumschlag per B-Post ins Haus geflattert. Dieser Fötzel Papier sagt nur, dass ich was weiss, aber nicht, dass ich auch was kann, deshalb schreibe ich noch die eigenössische Prüfung (den schriftlichen Teil habe ich ja bereits hinter mir), die mir dann endlich den lang ersehnten Titel med. pract. verleiht, der mich dazu ermächtigt, meinen Beruf auch auszuüben. Für den Doktortitel braucht es dann nochmals eine veröffentlichte Arbeit, die ich mir bis auf Weiteres aufspare, weil meine Motivation für Schriftliches und Theoretisches sich gerade im temporären Ruhezustand befindet.
Weil meine Eltern in ihrer Ferienwohnung noch ein Schlafsofa hatten, nutzten wir die Gelegenheit, um Zermatt und Umgebung mit dem Bike zu erkunden. Der Hobbittrail ist bekannt und so freuten wir uns, diesen ausprobieren zu können. Mit der Gondel ging es hoch auf Schwarzsee (leider eher teuer...). Oben angekommen, schien man das Matterhorn mit dem Finger berühren zu können. Wir ernteten ungläubige Blicke der diversen Touristen, weil wir die Bikes dabei hatten... So stiegen wir schnell auf und düsten los. Zuerst ging es traurigerweise auf einer Schotterskipiste runter. Doch bald konnte man auf den Trail wechseln und zwischen Grashügeln über Stock und Stein seinen Weg suchen, was super lustig war. Viel zu schnell waren wir in der Talsohle, also eigentlich auf dem ehemaligen Gletscher. Links vorbei am Stausee galt es die Moräne zu erklimmen. Fahrbar waren nur die ersten drei Kurven, ab dann hiess es schieben. Aber das ging ganz gut, der Weg war nicht allzu verblockt. Erst am Schluss schulterte ich das Bike das letzte Stück. Nach 700 Höhenmeter Aufstieg konnte man wieder aufs Bike steigen und es ging immer ein bisschen hoch und runter. Die Aussicht liess einem aber schnell die vergossenen Schweissperlen vergessen: Das Matterhorn und das Monte Rosa Gebiet war stets im Blickfeld. Wir rollten der Höhenkurve entlang und konnten uns nicht sattsehen an der Landschaft. Ein bisschen steiler wurde es zum Berggasthaus Trift runter. Leider kann ich die Spitzkehren immer noch nicht fahren. Nach dem Berggasthaus Trift folgten wir dem Triftbach. Über kurze Strecken war es zu verblockt, so dass wir das Bike kurz tragen mussten. Aber das meiste war fahrbar und Spass pur. Nach dem Restaurant Edelweiss folgte im Alterhaupt nochmals ein kniffliger Teil, wo meist nach den Spitzkehren gleich ein äusserst technisches Stück begann, so dass man nicht sauber einsteigen konnte mit dem Bike und es tragen musste (ausser man ist Profi...). Zum Abschluss folgte nochmals ein super flowiges Stück bis nach Zermatt zur Kirche. In Zermatt wurden wir dann von Touristenhorden überrollt... Ach, wie schön war es oben in der Ruhe...
Routenbeschrieb: Zermatt - Scharzsee 2583 müM (Gondelbahn) - Staffelalp 2392 müM - Stausee am Zmuttgletscher links ausholen 2179 müM - Arben 2546 müM - Punkt 2718 müM- Uf em Hohlicht 2675 müM - Höhbalmen - Trift 2337 müM - Stellistein 2058 müM - Alterhaupt 1961 müM - Bodmen - Zermatt Kirche
Gestern ging Teil 2 der schriftlichen Prüfung über die Bühne. Anscheinend war die Prüfung vom Dienstag Zuckerbrot, denn gestern folgte die Peitsche. Die Prüfung war richtig schwierig, so dass ich nach der Hälfte der Fragen so überhaupt keinen Bock mehr hatte, weil das ständige Raten und aufs-Bauchgefühl-hören extrem anstrengend war. Die Fragen, die ich mit 100prozentiger Sicherheit beantworten konnte, fanden sich vielleicht alle 8 Fragen. Also insgesamt zwischen 20-40 Fragen (von 150). Nicht gerade viel, um sich zurückzulehnen. Sondern eher Frust pur nach 6 Monaten intensiven Lernens tagein tagaus (ok, vielleicht auch ein bisschen übertrieben). Aber 6 Jahre Studium sind ja auch nicht nichts, um dann irgendwie im Kopf nur "a-zelle-bölle-schelle" zu machen, um zwischen A, B, C, D oder E zu entscheiden... Beruhigend war, dass es allen so ergangen ist. Es sind bei einigen Tränen der Enttäuschung geflossen... Die Prüfungsfragen fühlten sich für uns einfach nur unfair an. Es ging oft nur um Ausnahme und Spezialfälle. Nicht: Wie therapiert man diese oder jene Krankheit, nein, was macht man, wenn die Therapie fertig ist und die Krankheit wieder zurückkommt und der Patient nebenbei nun noch HIV hat. Das sind dann jene Informationen, die auf Amboss (meinem Online-Lernprogramm) klein und hellgrau zuunterst irgendwo gestanden sind, weil nicht so relevant... Oder leider gab es auch ganz viele Prioritäten-setz-Fragen: Kind kommt mit extrem hohem Fieber und seit 12h nichts mehr getrunken in die Praxis, was machen Sie zuerst?
A Infusion legen und Wasser geben
B an den Spezialisten überweisen
C Fiebersenker geben
D an die Notfallstation überweisen
E trösten
Ja und dann? Was ist jetzt das allerwichtigste? Wie weit ist es ins Spital? Wie kommen sie ins Spital? All das steht dann natürlich nicht da und ich sollte mich zwischen diesen Auswahlen entscheiden... Zum Davonlaufen... Als wir zu viert unter Kolleginnen anschliessend die Fragen Revue passieren liessen, kam es tatsächlich desöfteren vor, dass wir auch durch die Diskussion und das Nachschlagen der Krankheiten nicht abschliessend auf die sichere Lösung kamen! Wie gerne hätte ich bei diesen Diskussionen jeweils den Fragesteller dabei, damit die merken, wieviel wir uns überlegen und es dann doch unklar bleibt... Fragen stellen ist nicht einfach...
Weiter tröstend ist, dass die Bestehensgrenze im letzten Jahr bei 52% lag. Doch wie tröstend das wirklich ist, das frage ich mich je länger je mehr... Sind wir Studenten so schlecht vorbereitet? Sind die Fragen so schwierig? Oder kennt sonst irgendjemand eine Prüfung, in der man mit nur 52% besteht?!? Eine Kollegin hat mal die Probe aufs Exempel gemacht und einem nicht medizinisch angehauchten Freund eine offizielle Probeprüfung (die uns von Bern zur Verfügung gestellt wurde) zu lösen. Ohne jegliches Wissen kam er auf 40%!!! Das ist doch sehr bedenklich... Da kann ich bald den Würfel an die Prüfung mitnehmen... (Falls jemand Lust hat, so eine Prüfung zu lösen unter eidg. Prüfung Humanmedizin Set 1 - 6 jeweils à 60 Fragen).
Ich möchte keine miese Stimmung verbreiten, ich fühle mich nach wie vor privilegiert, diese Ausbildung absolvieren zu dürfen und nun im Abschluss zu stehen. Und in der Praxis kommt es auch nicht auf das Prüfungsergebnis an. Und wir haben von Bern einen Fragebogen bekommen für Feedback, von diesem werde ich definitiv Gebrauch machen...
Nun werde ich die nächsten Tage einfach mal nichts Medizinisches machen: Aufräumen, putzen, Briefe/Mails schreiben, Hochzeit planen und einen Ausflug ins Wallis...
Nächste Woche beginnt dann die Vorbereitung für die praktische Prüfung am 4. oder 5. September.
Keep it rolling...
Gestern von 8.00-12.30 Uhr ging der erste Teil von der eidgenössischen Prüfung über die Bühne. Die Nervosität hielt sich in Grenzen, einzig der Schlaf war qualitativ schon besser. Doch auf der Velofahrt mit kühlem Morgenwind erwachten dann meine Lebensgeister. Und weil alles am gleichen Ort wie immer war, fühlte es sich auch gar nicht so speziell an. Ausser dass die Prüfung in A4 statt wie sonst IPad resp. früher A5 war. Dafür hatte man so viel Platz zum Schreiben und Zeichnen. Und wie immer das Gleiche: Zu Beginn voller Selbstvertrauen kreuzte ich Frage um Frage. Doch dann kam die erste knifflige (es war etwa Nummer 10) und schon kam das Straucheln. Plötzlich begann ich noch genauer zu lesen und mehr zu hinterfragen, ob sie mir jetzt wohl eine Falle stellen wollen oder ob es wirklich so klassisch lehrbuchmässig sei. Und dann merkte ich auch noch, dass für philosophische Gedanken nicht wirklich viel Zeit bleibt, so dass ich mich zusammenriss und Kreuzchen um Kreuzchen setzte, die unklaren sofort übersprang, um nicht unnötig Zeit zu verlieren. 150 Fragen sind wirklich viele und es braucht echt Hirnkondition... Aber es hat für alles gereicht und ich konnte sogar noch über einigen Fragen meditieren:) Jetzt nutze ich den Zwischenprüfungstag, um nochmals zu repetieren, was noch nicht wirklich drangekommen ist...
Es war einmal ein junger Oberarzt in der psychiatrischen Klinik. Sein Chef hielt grosse Stücke auf ihn und lud ihn kurzerhand an einen Kongress ein. Geehrt begleitete der junge Oberarzt den Chefarzt. Durch den Tag viel blabla über die neusten Ergebnisse, die die Welt noch nie gesehen, aber auch nicht unbedingt darauf gewartet hat. Abends dann ein Unterhaltungsprogramm in der Kapelle. Ein bisschen Klaviergeklimper für die hohen Medizintiere. Der junge Oberarzt sass brav neben seinem Chef. Er wusste sehr wohl, dass dieser unter ADS litt. Aber sollte nun doch Zeuge einer erstaunlichen Episode werden: Sein Chef begann aus dem Programmheft ein Papierflugzeug zu falten. Erstaunt und amüsiert schielte der junge Oberarzt zu seinem Sitznachbar. Doch dann, er würde doch nicht, nein, so WAS MACHT MAN EINFACH NICHT, aber doch: der Chefarzt liess mit einer eleganten Handbewegung sein Flugzeug über die Köpfe seiner Medizinkollegen schweben.
Hintergrund: Einfach gesagt ist beim ADS das Aktivitätslevel im Gehirn zu tief, dem Hirn ist es also simpel gesagt zu langweilig mit dem normalen Alltag. Deshalb müssen es sich die Patienten noch spannender machen und tun Dinge, die für andere weit über der Hemmschwelle liegen.
Jeder ist ein bisschen anders. Und so lernt auch jeder ein bisschen anders. Im Laufe meines 6jährigen Studiums habe ich einige Lerntypen kennengelernt, wovon ich euch nun einige vorstellen möchte.
Es war einmal eine schon äusserst betagte, aber noch immer rüstige alte Dame. Zu ihrem ärztlichen Inventar gehörte auch ein Kardiologe (Herzspezialist) in einer Privatklinik. Als sie ihn eines Tages zwecks Kontrolle wieder einmal aufsuchte, fragte der spitzfindige Herr, ob die Frau denn auch zeitweise ein Druckgefühl in der Brust verspüre. Die ältere Dame, nichts ahnend und an Tugenden wie Ehrlichkeit festhaltend, bejahte wahrheitsgetrau, dass sie eines Morgens ein leichtes Druckgefühl auf der Brust verspürt habe, dass nach zweimal durchatmen wieder verschwunden sei. Das brachte den Herrn Kardiologen auf den Plan. Er hörte sein Sparschweinchen grunzen. Und ordnete umgehend eine Belastungsergometrie an: Er liess die alte Dame unter Überwachung ihres Kreislaufs auf einem Velo strampeln bis sie nicht mehr konnte. Aber sie hielt lange durch. Überdurchschnittlich für ihr Alter. Man könnte meinen, nun sei der Herr Kardiologe zufrieden, schliesslich hatte die Dame einen wunderbaren Kreislauf auch unter Belastung und es gab keinen Anlass für Besorgnis. Doch der Herr Kardiologe hatte sein Sparschweinchen noch nicht genügend gefüttert. Woher kam dann dieses einmalige Druckgefühl?! Trotz normalem Befund in der Ergometrie musste nun auch noch ein Koro gemacht werden. Die alte Dame wurde unter ständiger Röntgendurchleuchtung auf den Tisch gelegt und mittels Metalldrähten wurden ihre Herzkranzgefässe abgetastet und auf Durchlässigkeit überprüft. Nach 45min wurde die alte Dame unruhig und fragte, ob denn alles in Ordnung sei (bei dieser Untersuchung ist man wach, weil es nur einen kleinen Zugang über eine Arterie am Arm oder in der Leiste braucht). Der Herr Kardiologe konnte nichts Auffälliges finden und somit keinen teuren Stent (Gefässstütze, Metallröhrchen, um Gefäss offenzuhalten, ca. 5'00-1000 CHF pro Stück) einsetzen. Er musste die Drähtchen zurückziehen, bestellte die alte Dame aber pflichtbewusst noch zu einer Nachkontrolle ein (hört man da ein Schweinchen grunzen?!). Eine medizinische Kollegin bekam Wind von der Geschichte und riet der älteren Dame eindringlich von einem weiteren Besuch beim werten Kardiologen ab...
Unerträglich ist das Schmetterlingsmädchen momentan für sein nahes Umfeld. Und für sich selbst. Der Flügel eines Schmetterlings ist robust im Vergleich zu ihrem momentanen Nervenkostüm. Die Prüfung rückt näher und damit beginnt auch ihr Unterbewusstsein zu spinnen. Es macht kurzerhand einen Ausflug auf Achterbahnen. Und hört einfach nicht auf damit. Das Schmetterlingsmädchen nimmt Aussagen plötzlich persönlich, über die sie sonst gelächelt und einen Witz nachgeschoben hätte. Hinter allen Aussagen scheint mehr als nur die einzelnen Worte zu stecken. Ein undurchschaubares Geflecht von Emotionen, Worten und Interpretiertem. Gespräche werden teilweise zu einem notwendigen Übel, sie lenken sie ja doch nur ab. Sorgen anderer Menschen erwecken kein Mitgefühl, sondern Genervtsein, weil sie keine Zeit für Mitgefühl hat. Und dafür schämt sie sich dann wieder und beschimpft sich dafür. Ihre Gesichtsmuskulatur ist angespannt, so dass sie sich vor einer erneuten Kiefersperre fürchtet, weil ihre Muskeln einfach nicht mehr locker lassen. Ihre Gedanken drehen sich ständig um die Frage, ob sie wohl richtig und genug lernt. Sie setzt sich Tagesziele, die sie nie erreicht, weil sie sich schnell ablenken lässt (aber ganz ehrlich, wer sitzt 8 Stunden konzentriert lesend vor seinem Laptop und weiss danach noch jedes gelesene Wort?!?). Ist dann frustriert und pusht sich in den Abendstunden noch durch, um irgendwie das Ziel zu erreichen. Versucht noch einen Ausgleich wie Sport oder Abmachen dazwischen zu schieben, um wenigstens da runterfahren zu können, was so halbwegs gelingt. Und sowieso ist für sie die Welt im Moment mit einem dunkelgrauen Vorhang belegt, alles scheint trostlos und trist. Begegnungen mit dem Rest der Welt erscheinen unreal, wie in einem Traum. Kommt sich vor wie ein Zombie. Ein Schmetterlingszombie. Sie zweifelt an sich und traut sich weniger zu. Die kleinsten Unannehmlichkeiten werfen sie sofort aus der Bahn, so dass ihr die Tränen runterkullern. Prüfungsphase ist Hochsaison für die Tränendrüsen.
Und das alles nur, weil sie nur noch mit ihrer kleinen Welt beschäftigt ist, die doch eigentlich ganz okay ist. Wenn nur die Prüfung vorbei wäre. Dann wäre das Schmetterlingsmädchen kein Schmetterlingsmädchen mehr.
SIE ist mir aufgefallen, weil ich zunächst dachte, dass sie Malerband an ihrem nackten Rücken kleben habe. Dann erst bemerkte ich, dass es der Reissverschluss eines quasi durchsichtigen Oberteiles ist, dass nur vorne im Brustbereich schwarz ist. Ansonsten besteht das Oberteil aus hautfarbenem Tüll. Wo kann man sich so was kaufen? Und das gehört definitiv zu jenen Teilen im Kleiderladen, wo ich mich frage, wer denn so etwas kauft. Und dann ist es für mich jeweils fast ein feiernswürdiger Moment, wenn ich dann jemanden antreffe, der das Teil nicht nur gekauft hat, sondern es auch noch trägt!! Aber dasselbe denkt die Person wohl von mir...
Weiter zu IHR: als Unterteil trägt sieTrainerhosen mit Knöpfen auf der Seite. Und alle Knöpfe sind offen, so dass die Hosenbeine im Wind flattern. Nur ist das Flatterverhalten von Trainerhosen nicht ganz so elegant. Um den Hals baumelt ein holzgemusterter Halter einer Wasserflasche. Jap, es sieht aus wie eine Handtasche, besteht aber letztendlich aus einem Ring, wo man eine Trinkflasche einspannen kann. Die Augen sind mit lachsfarbenem Lidschatten geschminkt. Und die Wimpern sind weiss getuscht. Weiss!! Es sieht also so aus, als ob sie keine Wimpern mehr hätte. Eine RIESIGE Sonnenbrille ziert ihr Gesicht. Die könnte glatt als Bilderrahmen durchgehen. Und die Schuhe? Nun eigentlich sind es normale Turnschuhe. Viel zu normal. So hat sie die Schuhbändel wie eine Ballarina um ihre Knöchel geschwungen und zu einer Schleife gebunden. Zuerst bin ich irritiert von ihr. Und dann fasziniert. Mit ihrer Art regt sie mich zum Nachdenken an. Wer hat gesagt, was schön, modisch und richtig ist? Sie scheint es fast konsequent anders zu machen und hält uns anderen damit einen Spiegel vor die Augen, um uns aufzuzeigen, wie gleich wir sind. Dabei könnte man es auch anders machen. So wie sie, die Andersmacherin.
wäre es möglich, dass ich noch einen kleinen
reimen würde
keine Ahnung, ob das noch reinpasst
vielleicht ist es auch kein Spass
der Titel ist
ihr müsst es nicht unbedingt verstehen
es wird darum gehen
wenn ich nicht sage, was ich eigentlich meine
und dann trotzdem reime
und es sind aber keine reinen Reime
also ich leg mal los
nicht ganz so famos
was wenn wir Friedensbomben werfen
und Kriegspfeifen rauchen
weniger nehmen als wir eigentlich brauchen
mehr geben als wir haben
wenn wir Ohrfeigen pflückten
und uns auch runde Bäuche entzückten
wenn wir in den Himmel tauchten und ins Meer flögen
wenn wir Lärm flüstern und Ruhe schreien
unsern Feinden verzeihen
die Hölle entweihen
wenn Totes Gedeihen
Lebendes verrecken
Gefundenes verstecken
Offensichtliches entdecken
Wache wecken
und Schlafende einschläfern
dann macht das irgendwie alles keinen Sinn
und doch steckt irgendwie Wahrheit drin
denn nicht alles, was wir bereits wissen
ist schon immer so gewesen
und auch das macht keinen Sinn
denn manchmal ist Wahrheit in Lüge und Lüge in Wahrheit verpackt
und nicht alle Kleider machen Leute
denn heute ist der Schwanz lang und die Brust gross
aber Push-Ups verursachen die häufigsten Enttäuschungen
wir halten unsere Lohnsumme geheim
stellen aber jedes Handyfoto in Instagram rein
kommunizieren die ganze Zeit
und sind doch das einzige menschliche Wesen weit und breit
ich möchte hier nun eigentlich keine Rede klopfen und Sprüche schwingen
ich möchte das zu einem Ende ringen, mich nicht um Worte bringen
aber irgendwie weiss ich nicht so recht
und das ist ein bisschen schlecht
dass ich nicht weiss, worum es in diesem Text eigentlich gehen soll
das find ich jetzt nicht so toll
aber manchmal sind auch leere Worte voll